Testbericht: Arvo Electric Guitar

„Ist es möglich, eine handgemachte finnische Gitarre zu einem Preis anzubieten, den sich ein durchschnittlicher Musiker leisten kann?“

Petri Matero, ein finnischer Gitarrist, bekam diesen Gedanken einfach nicht mehr aus seinem Kopf. Schlussendlich beschloss er der Sache auf den Grund zu gehen. Matero tat sich mit Teemu Korpi von Kanki Guitars zusammen, um zu versuchen, seine Idee in die Tat umzusetzen. Nach einer Menge Brainstorming, und einer Reihe von Prototypen, beschlossen Matero, Korpi und Juha Tolonen – ein in der Schweiz lebender Finne, der einen Boutique-Gitarren-Shop betreibt (Captain Sounds) – eine Firma zu gründen, die die die neue Gitarre an den Mann (und die Frau) bringen soll. Diese Firma heißt Arvo Guitars.

Im Geiste Leos, oder: „Keep it simple!“

Die Arvo Electric Guitar folgt der Grundidee Leo Fenders, Designs möglichst einfach und gradlinig zu halten. Die Arvo (Finnisch für „Der Wert“) ist nicht als vordergründiges Edelinstrument der Boutiqueklasse gedacht, welches dem Kunden eine Fülle von Custom-Optionen zur Auswahl anbietet. Dadurch, dass die Arvo nur in einer sehr begrenzten Auswahl von Farben angeboten wird, und dadurch, dass die drei Tonabnehmertypen, die für die Gitarre erhältlich sind alle die Humbuckermaße als Grundform haben, ist es den Machern möglich, die handgefertigte Arvo zu einem musikerfrendlichen Preis anzubieten.

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Die Arvo Electric Guitar (Grundpreis: 1.240 €) schafft das Kunststück, gleichzeitig frisch und klassisch auszusehen.

Um das Los des Musikers etwas zu erleichtern, wird bei Arvo genau auf das Gewicht der Instrumente geachtet. Alle Arvos wiegen nur um die zweieinhalb Kilo.

Der Korpus wird aus solider finnischer Pappel hergestellt, und hat eine Armabschrägung auf der Vorderseite. Pappel ist ein leichtes und resonantes Holz, welches auch aufgrund seiner gleichmäßigen Oberfläche relativ leicht zu lackieren ist. Die Arvo gibt es in vier Farben – rot, weiß, schwarz und grau.

Der Schraubhals ist aus wunderschönem westafrikanischen Mahagoni. Sein Finish ist offenporig matt gehalten.

Unser Testinstrument, ein Vorproduktionsmodell, hat Stimmmechaniken von Wilkinson, aber die „richtigen“ Serienmodelle werden mit Ratio-Tunern von Graph Tech ausgestattet sein. Der Sattel kommt auch von Graph Tech, und ist aus selbstschmierendem Black Tusq.

Walnuss mag als Griffbrettholz etwas ungewöhlich sein, sieht aber auf der Arvo toll aus. Die Bünde sind exzellent verarbeitet, mit einem besonderen Augenmerk auf extrem runden Bundenden.

Die Arvo ist eine E-Gitarre mit zwei Tonabnehmern. Die handgemachten Tonabnehmer werden in den Typen Humbucker, P-90 und Singlecoil angeboten, auch wenn alle Tonabnehmer von den Außenmaßen Humbuckern entsprechen. Der Kunde/die Kundin kann frei seine/ihre Lieblingskombination wählen.

Ein eventueller Wechsel von einem Arvo-TA-Typ zu einem anderen ist sehr schnell und einfach, da die Tonabnehmer mit Ministeckern, die in den Tonabnehmerfräsungen untergebracht sind, mit dem Rest der Elektronik verbunden sind. Einfach Saiten runter, TA raus und abgesteckt, neuer TA eingesteckt und wieder dran, und zum Schluss die Saiten wieder drauf. Fertig!

Die Brücke und der Saitenhalter mögen wie die üblichen koreanischen Hardware-Teile aussehen, aber sie sind in Wahrheit ResoMax-Teile von Graph Tech. Die ResoMax-Hardwareserie benutzt eine spezielle Metallegierung, von der Graph Tech behauptet, sie sei stabiler und klanglich wesentlich besser, als der traditionelle Zinkguss vieler anderer Hersteller. Ein Zusatzschmankerl sind die eingebetteten kleinen Magnete, die die Brücke und den Saitenhalter auch dann an ihren Plätzen halten, wenn man die Saiten abgenommen hat.

Auch im Hinblick auf die Regler gilt hier „Schlichtheit ist eine Tugend“. Es findet sich ein Telecaster-artiger Dreiwegschalter, ein Master Volume- und ein Master Tone-Regler, die allesamt auf eine schwarze Plastikplatte montiert worden sind.

Die Komponenten sind sauber verlötet, und die Abschirmung des Elektronikfachs ist gründlich ausgeführt.

Die Gitarre wird in einer gepolsterten Gigbag verkauft.

Arvo Guitars gibt dem ursprünglichen Käufer eine lebenslange Garantieauf sein/ihr Instrument. Pro verkaufter Gitarre spendet Arvo Guitars einen Betrag von 50 € auf das Konto der finnischen Sektion von Save the Children.

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Die Arvo Electric Guitar ist tatsächlich federleicht, und, dank ihres guten Designs, trotzdem nicht halslastig.

Weil die Entwickler darauf aus sind, dass die Arvo einen möglichst breiten Zuspruch erfährt, ist nicht nur das Aussehen der Gitarre, sondern auch das Halprofils möglichst klassisch ausgelegt. Wir haben es hier mit einem recht fleischigen C-Profil zu tun, ähnlich einer 1959 Les Paul Standard. So ein Profil ist gut für den Klang, und lässt sich auch sehr gut bei längeren Sessions ohne Ermüdung spielen. Der zwölf Zoll Griffbrettradius und die relativ schmalen, mittelhohen Bünde der Arvo geben der Gitarre ein sehr schnelles und genaues Spielgefühl.

Die resonanten Holzarten und die sehr wertige Graph Tech-Hardware geben der Arvo einen lauten, frischen und forschen akustischen Ton mit einem angenehm komplexen Sustain.

Verstärkt hängt natürlich ein großer Teil des Sounds von den gewählten Tonabnehmern ab: Mit zwei Humbuckern geht es super-cremig zur Sache, während Keef oder Andy Summers vielleicht eher einen Einspuler am Steg wählen würden.

Unsere Testgitarre ist mit zwei P-90ern bestückt, die uns dem saftig-aggressiven Ton von Pete Townshend (Live at Leeds oder Woodstock) oder dem frühen Carlos Santana sehr nahe bringen. Der Hals-TA ist warm und dreidimensional, die Zwischenstellung liefert leicht ausgehöhlten Funk, und der Brücken-TA hat Biss und Draht, ohne jemals zickig oder anstrengend kratzig zu klingen.

Dieser cleane Clip wurde über den lautsprechersimulierten Direktausgang eines Blackstar HT-1R Röhrencombos aufgenommen:

Für den Demosong habe ich meine Juketone True Blood und Bluetone Shadows Jr. Vollröhrencombos mit einem Shure SM57 aufgenommen. Alle Zerrsounds kommen authentisch von den Amps, ganz ohne Pedale. Für den Tremolopart im Song habe ich Bluetones nagelneues Harmonic Tremolo-Pedal eingesetzt.

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Meiner Meinung nach haben Arvo Guitars wirklich das geschafft, was sich Petri Matero und Teemu Korpi zum Ziel gesetzt haben. Die Arvo Electric Guitar ist eine handgemachte finnische E-Gitarre, die zu einem sehr moderaten Preis angeboten wird.

Die Arvo Electric Guitar ist kein Boutique-Zuckerpüppchen, das einen mit seinen äußeren Reizen (Flametop oder ausgefallenen Lackierungen) oder extrem esoterischen Tonabnehmern zu bezirzen versucht. Die Arvo ist ein qualitativ hochwertiges, aber äußerst gradliniges Werkzeug für den aktiven Musiker/die aktive Musikerin. Diese Gitarre will gespielt werden, egal ob live oder im Studio.

Ich fand die Arvo jedenfalls so gelungen, dass ich sie mir gekauft habe.

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Arvo Electric Guitar

Basisversion: 1.240 € (mit Gigbag); Duesenberg Les Trem optional (+ 150 €)

Hersteller: Arvo Guitars

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Plus:

+ finnische Handarbeit

+ gute Verarbeitung

+ exzellente Bundierung

+ Bespielbarkeit

+ Sound

+ günstiger PreisSave

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Testbericht: Gretsch Streamliner G2420T Hollow Body

Gretsch Streamliner G2420T – label

Gretsch Guitars haben kürzlich ihre neue Streamliner-Serie vorgestellt, die preislich unterhalb der Electromatic-Serie angesiedelt ist.

Momentan gibt es drei Grundmodelle in der neuen Serie:

Die G2622 Streamliner Center Block (gibt es auch linkshändig) ist eine Semiakustikgitarre mit einem durchgehenden Mittelblock, deren Styling an eine Country Gentleman Doublecut aus den Sechzigern erinnert. Die G2655 Streamliner Center Block hat ein ähnliches Design, aber mit einem größenmäßig abgespeckten Korpus. Unsere Testgitarre, die G2420 Streamliner Hollow Body, ist wiederum eine ausgewachsene Vollresonanzgitarre, die stark an Gretschs legendäre 6120 Hollow Body angelehnt ist.

Alle drei Modelle gibt es auch als T-Versionen mit Bigsby Lightning Vibratos. Die Streamliner-Serie wird in Handarbeit in Indonesien gefertigt.

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Gretsch Streamliner G2420T – full front from PS LRG

Die Gretsch Streamliner G2420T Hollow Body (ungefährer Preis ca. 550 €) sieht wesentlich teurer aus, als sie es tatsächlich ist.

Das Vibrato-Modell G2420T gibt es derzeit in Burgundy Red oder in Gold-Metallic, das Grundmodell (mit lyraförmigem Saitenhalter) bekommt man nur in dunklem Sunburst.

Gretsch Streamliner G2420T – back beauty

Der vollakustische Korpus der G2420T wird aus gepresstem Ahorn-Sperrholz hergestellt. Die Decke ist, in traditioneller Gretsch-Manier, mit zwei parallelen Holzstreben versteift (engl. parallel bracing).

Der Hals ist aus Nato – einem asiatischen Holz, welches vom Aussehen her an Mahagoni erinnert – und in der Korpus eingeleimt.

Gretsch Streamliner G2420T – headstock

Die Streamliner Hollow Body macht optisch richtig was her – zusätzlich zum Binding am Korpus, gibt’s auch ein eingefasstes Griffbrett und Binding an der eleganten Kopfplatte.

Gretsch Streamliner G2420T – tuners

Die neue Gretsch wartet mit einem qualitativ hochwertigem Satz verkapselter Stimmmechaniken auf.

Gretsch Streamliner G2420T – fretboard

Die Bundierung ist sehr sauber ausgeführt. Das Streamliner-Modell hat vintage-mäßige, kleine Bünde. Die Griffbretteinlagen der G2420T sind große Rechtecke aus Perloid.

Gretsch Streamliner G2420T – Bigsby B60

Die günstigere Lightning-Serie von Bigsby wird unter Lizenz in Asien hergestellt. Das Bigsby B60 ist speziell für den Gebrauch auf Jazzgitarren mit tiefem Korpus gedacht.

Gretsch Streamliner G2420T – Adjustomatic bridge

Die Adjusto-matic-Brücke dieser Streamliner-Gitarre wirkt auf den ersten Blick wie eine traditionelle, also freistehende Brücke. Gretsch macht uns Gitarristen aber das Leben einfacher, weil diese Brücke gegen unbeabsichtigtes Verschieben gesichert ist. Die zur Höhenverstellung benötigten Gewindestangen ragen nämlich unter dem Palisanderfuß heraus, und greifen in in den Korpus gebohrte passende Vertiefungen. So kann weder im Eifer des Gefechts auf der Bühne, noch beim Saitenwechsel etwas verrutschen.

Gretsch Streamliner G2420T – Broad'Tron pickups

Der deutlichste Unterschied zwischen der Streamliner G2420T und ähnlichen Modellen aus den Electromatic- und Pro-Modellreihen findet sich in den Tonabnehmern:

Abhängig vom Modelltyp, finden sich auf einer Gretsch Pro G6120 Hollow Body entweder DeArmond Dynasonic Einspuler, Gretsch Filter’Tron Humbucker oder ähnliche Tonabnehmer aus dem Angebot von Tonabnehmerspezialist TV Jones. Neuere Electromatic G5420 Modelle sind mit Gretsch Black Top Filter’Tron Tonabnehmern ausgestattet, die asiatische Lizenzkopien der Originale sind.

Die neuen Streamliner-Gitarren stellen einen neuen Tonabnehmer-Typ vor, den Gretsch Broad’Tron Humbucker. Die Broad’Tron Pickups haben – anders als Filter’Trons – die volle Humbucker-Größe, und einen Sound, der einen Zwischenweg zwischen der Wärme von herkömmlichen PAF-artigen Zweispulern und dem Biss von Filter’Trons gehen soll.

Gretsch Streamliner G2420T – controls

Die Anordnung der Regler auf der G2420T ist typisch Gretsch:

Unterhalb des F-Lochs finden sich je ein Volumenregler pro Tonabnehmer, sowie eine gemeinsame Klangblende. Dazu gibt es noch einen Master Volume Regler beim Cutaway.

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Gretsch Streamliner G2420T – body beauty 2

Ich kann nur noch einmal betonen, das mich die Verarbeitung dieser günstigen Gretsch wirklich voll überzeugt hat! Dabei handelte es sich nicht um ein vom nordischen Vertrieb (Fender Scandinavia) bereitgestelltes (und „getuntes“) Testinstrument, sondern um eine Gitarre, die ich selbst direkt im Laden von der Wand genommen habe (vielen Dank an DLX Music Helsinki).

Die Gretsch G2420T Streamliner Hollow Body ist sehr sauber verarbeitet, und gibt einem keinen Anlass zu irgendwelchen Beanstandungen (besonders in Anbetracht des musikerfreundlichen Preises). Die saubere Bundierung bildet die Basis für die flotte Bespielbarkeit dieses Instruments.

Aus irgendeinem Grund nennt Gretsch diese Halsprofil „Thin U“; ich würde eher von einem satten D mit leicht abgeflachtem Rücken sprechen.

Das Bigsby B60 läuft butterweich und hält die Stimmung bei „normaler“ Benutzung recht gut (ein Bigsby ist eigentlich nie eine gute Wahl für Leute mit „goldenem Gehör“). Da ein Bigsby B6/B60 ohne die zusätzliche Umlenkrolle der anderen Bigsby-Vibratos auskommt, spricht das B60 leichter an und ist (in positiver Hinsicht) direkter im Gebrauch. Man bekommt hier also mit sehr wenig „Aufwand“ das legendäre Bigsby-Schimmern geboten.

Der unverstärkte Klang der Streamliner Hollow Body ist typisch für „Jazzmütter“ aus gesperrtem Ahorn – sehr offen, mittenbetont und trocken.

Meiner Meinung nach geht Gretschs Konzept, die Streamliner-Serie mithilfe der Broad’Trons stärker in den Mainstream zu rücken, voll auf. Nein, von den Broad’Trons kann man nicht den perlig-krispen, manchmal auch schneidenden Ton von Filter’Tron Pickups erwarten, aber es finden sich hier dennoch genügend schmatzende Präsenzen für einen gretschigen Sound.

Dank des „breiteren“ Klangs der Tonabnehmer, kann man die Gretsch G2420T auch sehr gut als traditionelle Jazzgitarre einsetzen, über die sonst übliche reine Country- und Rockabilly-Schiene hinaus. Dieser Clip fängt mit dem Hals-TA an:

Die Streamliner Hollow Body macht auch bei leichter Zerre eine gute Figur. Das Verhältnis zwischen Bassregister und Diskant ist bei der G2420T angenehm ausgewogen, und die Ansprache der Gitarre knackig-direkt (was typisch für eine Vollresonanzgitarre ist).

High-Gain-Distortion und/oder extreme Schalldrücke auf der Bühne führen aber – früher oder später – unabdinglich zu jaulendem Feedback. Die ist aber keine Macke, sondern eher eine eingebaute Eigenschaft von Gitarren dieser Art; und in dieser Hinsicht ist die Streamliner Hollow Body auch nicht „problematischer“ als andere Instrumente des gleichen Typs.

Auch das Zerrsound-Beispiel wurde mit einem Blackstar HT-1R Röhrenkombo aufgenommen:

Hier noch die Audiospur vom Youtube-Video. Die Gitarrenspuren wurden hier mit den Amp-Plugins von Apples Garageband aufgenommen. Die Sologitarre benutzt den Brücken-TA, während die Rhythmusgitarren beide Pickups (linker Kanal) oder den Hals-TA (rechter Kanal) benutzen:

Gretsch Streamliner G2420T – body beauty 1c

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Gretsch Streamliner G2420T – beauty shot

Meiner Meinung nach ist die Gretsch Streamliner G2420T Hollow Body eine der besten „vollfetten“ Archtopgitarren dieser Preisklasse – vielleicht sogar die Beste! Wir haben es hier mit einem überraschend hochwertigen Instrument zu tun, welches einem mehr bietet als man bei dem Preis erwartet.

Wenn du den „echten Gretsch-Sound“ ohne Abstriche suchst, würde ich dennoch empfehlen, sich an die (deutlich teurere) Electromatic-Serie mit ihren Filter’Tron Pickups zu halten. Die haben einfach den richtigen Biss.

Eines der Hauptziele der Streamliner-Serie ist aber, Gretsch-Gitarren einem breiteren (und jüngeren) Publikum schmackhaft zu machen, und da haben die fetteren Broad’Tron Tonabnehmer einfach die Nase vorn!

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Gretsch Streamliner G2420T Hollow Body

Preis ca. 550 €

Hersteller: Gretsch Guitars

Ich möchte mich herzlich bei DLX Music Helsinki für die Bereitstellung der Testgitarre bedanken!

Pluspunkte:

+ Preis-Leistungs-Verhältnis

+ Verarbeitung

+ Bundierung

+ gesicherte Brücke (s. Artikel)

+ Bigsby B60

+ Sound

Videoclip: Music Man John Petrucci Majesty

Die Music Man Majesty ist eine E-Gitarre mit durchgehendem Hals und Aktivelektronik. Die Majesty hat Klemmmechaniken von Schaller und ein schwebendes Vibrato von Music Man mit eingebauten Piezoelementen. Die magnetischen Tonabnehmer sind DiMarzio Illuminators. Die aktive Elektronik bietet einen integrierten Signalbooster für die magnetischen Tonabnehmer (Schalter im Lautstärkepoti), Coil-Tap (Schalter im Klangpoti), und die Möglichkeit die Ausgangsbuchse auch in „stereo“ zu betreiben (Schalter im Piezopoti), und so das Piezosignal und das magnetische Signal zu zwei verschiedenen Verstärkern zu leiten.

Music Man Majesty – beauty shot 2

Testbericht: Squier Vintage Modified Cabronita Telecaster

Squier Cabronita Telecaster – beauty shot 2

Als der Fender Custom Shop im Jahr 2009 sein Modell „La Cabronita Especial“ vorstellte, hätte wohl niemand gedacht, dass diese interessante Mischung aus Fender und Gretsch so ein Riesenhit werden würde.

Der Erfolg der Cabronita Tele führte dazu, dass im Laufe der Jahre auch günstigere Versionen des Modells herausgekommen sind – erst in diversen Fender-Versionen, und nun auch als sehr günstige Squier Cabronita. Momentan gibt es sogar zwei Squier-Versionen – eine mit einem Bigsby-Vibrato, und eine Hardtail-Version.

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Squier Cabronita Telecaster – full front

Die Squier Vintage Modified Cabronita Telecaster (Straßenpreis ungefähr 300 €) ist eine aufgemotzte Telecaster.

Squier Cabronita Telecaster – back beauty

Der Korpus der Squier Cabronita wird aus einem (aus mehreren Teilen zusammen gesetzten) Lindenbrett ausgesägt, während der einteilige Hals aus Ahorn gefertigt wird.

Squier Cabronita Telecaster – headstock

In traditioneller Fender-Manier gibt es hier kein aufgeleimtes Griffbrett, sondern die 22 Medium-Jumbo-Bünde dieser Gitarre werden direkt in die gewölbte Front des Ahornhalses installiert.

Ein willkommenes Eingeständnis an die Jetztzeit bildet der komfortable Halsstab-Zugang von der Wirbelplatte her.

Squier Cabronita Telecaster – tuners

Die Squier trägt als Stimmmechaniken einen Satz richtig ordentlicher Kluson-Kopien.

Squier Cabronita Telecaster – bridge

Anstatt der üblichen Telecaster-Blechwanne, hat die Cabronita Tele eine sogenannte Hardtail-Brücke, so wie man sie auch auf Stratocasters ohne Wimmerhaken finden kann.

Die generelle Verarbeitungsqualität ist bei dieser Squier wirklich richtig ordentlich, auch wenn man bei ein-zwei kosmetischen Details schon das kleine Preisschild bemerkt. So ist zum Beispiel die Grundplatte der Brücke auf unserem Testinstrument ganz leicht schräg im Verhältnis zum Brückentonabnehmer angebaut.

Squier Cabronita Telecaster – pickups

Den Kern des Cabronita-Konzepts bilden die Gretsch Filtertron-artigen Tonabnehmer dieser Fender/Squier-Gitarre. Squier stellen ihre eigene Version dieses Pickup-Klassikers unter dem Namen Fideli’Tron her.

Squier Cabronita Telecaster – controls

Wie es sich für eine richtige Hot-Rod-Gitarre gehört, hat die Squier Cabronita Tele nur einen Master-Volumenregler, sowie einen Dreiweg-Kippschalter.

Squier Cabronita Telecaster – control + switch

Bei diesem niedrigen Preis kann man nicht allen Ernstes Custom-Shop-Qualität erwarten:

Der Lautstärke-Poti läuft schön sahnig und problemfrei, aber der billige Kippschalter verhält sich etwas temperamentvoll. In der Mittelposition knackst es im Sound manchmal, und ab und zu fällt das Signal auch mal ganz aus. Es kann schon sein, dass dies ein individueller Ausrutscher der Testgitarre ist, aber persönlich würde ich den Schalter gegen ein besseres Modell austauschen.

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Squier Cabronita Telecaster – body beauty

Squiers Vintage Modified Cabronita Telecaster bietet einem eine ganze Menge Gitarrenspaß für wenig Geld!

Im Preissegment unter 500 € sparen die Hersteller generell an der Arbeitszeit, die zur Herstellung der Gitarre benötigt wird. Meistens fallen diese Sparmaßnahmen am meisten beim Setup auf. Direkt aus der Transportbox gezogen, leiden diese günstigen Gitarren oft unter Sattelkerben, die nicht tief genug sind, und/oder schlecht eingestellter Saitenhöhe und Intonation (Oktavreinheit). Es hängt also vom jeweiligen Importeur oder Musikhändler ab, mit welchem Setup die Gitarren verkauft werden. Das ist für mich der Hauptgrund, weshalb ich empfehle, günstige Gitarren (unter 500 €) möglichst immer bei einem richtigen Instrumentenladen zu kaufen, und nicht einfach über’s Internet zu bestellen. Die meisten Musikalienhändler stellen nämlich alle Instrumente vor dem Verkauf vernünftig ein.

Unser Testinstrument wurde uns dankenswerterweise von DLX Music Helsinki zur Verfügung gestellt – also einem sachverständigen, ordentlichen Musikgeschäft. Die getestete Squier Cabronita ist eine leichte Gitarre, die einen schön komfortablen Hals mit C-Profil hat. Dank der modernen (lies: etwas fetteren) Bünde und des zeitgemäßen (lies: flacheren) Griffbrettradius ist der Hals toll bespielbar, und das Saitenziehen auch mit einem Zehner-Saitensatz einfach.

Unverstärkt klingt die Cabronita eher nach Hardtail-Strat, als nach klassischer Tele, was an der anderen Brücke des neuen Modells liegt. Man bekommt hier den typischen Fender-Klick und den frischen Sound, aber deutlich weniger vom nasalen Twäng einer typischen Telecaster.

Im Allgemeinen fallen Filtertron-Tonabnehmer klanglich zwischen typische Einspuler und Humbucker. Filtertrons sind zwar echte Zweispuler (brummen also nicht), klingen aber – bauartbedingt – wesentlich frischer und offener, als man es von einem typischen Humbucker erwarten würde. Von Filtertrons ist in der Regel ein perlig-knackiger Attack und kraftvolles, klares Sustain zu erwarten.

Squiers eigene Fideli’Tron-Tonabnehmer klingen richtig gut, so dass man kaum glauben möchte, dass es sich hier um so kostengünstige Pickups handelt. Über einen cleanen Verstärker gespielt, bekommst du ein knackiges Attack und klar differenzierte Saiten, auch im Akkordspiel (der Clip fängt mit dem Hals-TA an):

Verzerrt geben sich die Squier Fideli’Trons ordentlich rotzig und klasse ungehobelt:

Zum Abschluss noch die Tonspur vom Youtube-Video:

Squier Cabronita Telecaster – body beauty 2

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Squier Cabronita Telecaster – beauty shot

Ich finde es toll, wie die Squier Cabronita Telecaster es schafft, die Essenz des Cabronita-Konzepts auf den Punkt zu bringen, und zu so einem günstigen Preis anzubieten! Die Gitarre (speziell der Hals) spielt sich richtig toll, die Bundierung ist wirklich gut, und der Sound authentisch. Die Squier bietet einem tatsächlich das echte „Tele-Bastard-Erlebnis“, ohne Abstriche. Es fällt richtig schwer, diese Gitarre wieder aus der Hand zu legen.

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Squier Vintage Modified Cabronita Telecaster

Straßenpreis ungefähr 300 €

Hersteller-Info: Fender

Ein großes Dankeschön an DLX Music Helsinki für das Ausleihen der Testgitarre!

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Plus:

+ viel Gitarre für’s Geld

+ Bundierung

+ Bespielbarkeit

+ Sound

Minus:

– Brücke leicht schräg angebaut

– Qualität des Dreiweg-Schalters

Videoclip: J. Leachim Jazzcaster

Kontakt: J. Leachim Music

J. Leachim ist eine finnische Gitarrenmarke, die auf Fender-inspirierte Gitarren und Bässe, häufig mit Relic-Finishes, spezialisiert ist.

Die J. Leachim Jazzcaster ist eine interessante Mischung aus verschiedenen Designelementen:
Das Modell hat einen Eschekorpus im Jazzmaster-Look, einen modernen Telecaster-Hals, und ist mit zwei Filtertron-Humbuckern der Firma TV Jones bestückt (Hals: TV Classic; Brücke: PowerTron).

Videoclip: ESP USA Eclipse

Die ESP USA Eclipse wird (in sehr kleiner Stückzahl) in Handarbeit im kalifornischen ESP Custom Shop hergestellt.

Der Mahagonihals ist halb durchgehend [!] und hat ein eingefasstes Ebenholzgriffbrett. Der Mahagonikorpus trägt eine gewölbte Ahorndecke. Die ESP USA Eclipse ist mit zwei Seymour Duncan Alnico II Pro -Humbuckern bestückt, die man mithilfe des Push-Pull-Schalters im Tone-Poti auch splitten kann.

Videoclip: Jericho Guitars Fusion

Die Jericho Fusion ist eine Baritongitarre mit einer Mensur von 27 Zoll (68,6 cm).

Jericho Guitars ist eine texanische Firma, die ihre Modelle in Zusammenarbeit mit einer südkoreanischen Gitarrenschmiede herstellt. Jericho beziehen ihr Holz von einem Zulieferer aus British Columbia (Kanada). Das Tonholz wird dann nach Südkorea verschifft, wo die ganzen Holzarbeiten ausgeführt werden. Danach kommen die halbfertigen Gitarren nach Texas, und werden bei Jericho Guitars fertiggestellt.

Jericho Fusion – beauty shot – NEW

Testbericht – Tokai SG-92

Tokai SG-75 – body angle

Die Tokai Guitars SG-92 (bis vor Kurzem noch als SG-75 erhältlich) ist das Topmodell unter den Gibson SG -Kopien der Firma – eine japanische Edelversion des US-amerikanische Originals aus den frühen Sechzigern.

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Tokai SG-75 – full front horizontal

Die Tokai SG-92 (Preis in Finnland z. Zt.: 729 €) basiert auf der Gibson SG, die ihrerseits im Jahr 1961 als die „neue“ Les Paul Standard vorgestellt worden war. Die originale Les Paul -Serie verkaufte sich immer schlechter, weshalb der damalige Chef von Gibson, Ted McCarty, veranlasste die Modellreihe gründlich zu überarbeiten. Ziel war es, eine leichtere und komfortablere Gitarre zu kreieren.

Les Paul selbst mochte „seine“ neue Gitarre nicht, und erneuerte seinen Endorser-Vertrag mit Gibson nicht, was 1963 zur Umbenennung der neuen Gitarre als Gibson SG führte.

Tokai SG-75 – full back angle

Die Tokai SG-92 ist eine originalgetreue Version dieses E-Gitarren-Klassikers, mit einer sehr großen Liebe zum Detail.

Der Korpus ist aus zwei Teilen Mahagoni mittig so genau verleimt, dass man die Leimnaht nur mit der Lupe findet. Das durchscheinende kirschrote Finish unterstreicht die Kurven dieses Instruments, und gibt den Blick auf die schöne Holzmaserung frei.

Tokai SG-75 – headstock

Tokai SG-75 – tuners

Hochwertige Kopien der originalen Kluson Tulip -Stimmmechaniken kommen bei der Tokai SG-92 zum Einsatz.

Tokai SG-75 – fretboard

Das in cremeweiß eingefasste Palisandergriffbrett trägt die traditionellen trapezförmigen Einlagen. Die Qualität der Bundierung ist beeindruckend.

Tokai SG-75 – neck joint

Originale SGs aus verschiedenen Jahrgängen und/oder Modellreihen weisen unterschiedliche Halsübergänge auf. Bei der Tokai SG-92 sitzt der Halsübergang am letzten Bund, dem 22. Diese Art den Hals einzuleimen gibt der Greifhand uneingeschränkten Zugang zu den höchsten Bünden, was allerdings etwas auf Kosten der Stabilität geht. Wer sich eine SG leistet, sollte sich unbedingt auch Straplocks, einen guten Gitarrenständer und einen stabilen Koffer zulegen.

Tokai SG-75 – body angle 2

Auch was die Tonabnehmer-, Regler- und Hardware-Ausstattung angeht ist die Tokai eine echte SG.

Tokai SG-75 – tuneomatic

Die Brücke ist eine moderne Version der Tune-o-matic, die glücklicherweise ohne die (oft scheppernde) Metallfeder auskommt. Hier sind die Brückenreiter vernünftig im Brückengehäuse verankert. Alte Tune-o-matics aus den 1960ern haben einen langen Metalldraht, der die Reiter, im Falle einer gerissenen Saite, am Platz halten soll.

Tokai SG-75 – pickups

Die beiden Humbucker sitzen bei den meisten SGs, im Vergleich zur Les Paul, leicht versetzt:

Der Halstonabnehmer sitzt ca. zwei Zentimeter dichter an der Brücke, um den SG-Halsansatz nicht weiter zu schwächen. Damit der Klang des Brückentonabnehmers sich möglichst stark von dem des Halshumbuckers unterscheidet, wurde der Brücken-TA auch einige Millimeter in Richtung Brücke versetzt.

Tokai SG-75 – controls

So sieht das „Armaturenbrett“ bei einer richtigen SG aus – der Kippschalter, die vier Regler (2 x Volumen, 2 x Klang) und die Ausgangsbuchse sitzen ganz dicht beieinander am unteren Rand des Korpus.

Man sollte seine SG möglichst mit einem Kabel mit Winkelstecker benutzen, weil der Winkelstecker eine geringere Hebelwirkung auf die Buchse (und das Mahagoni drumherum) ausübt.

Tokai SG-75 – control cavity

Saubere Qualitätsarbeit auch im Inneren – super!

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Tokai SG-75 – full vertical Tokai SG-75 – full back vertical

Echte Gibson SGs aus den Sechzigern haben meistens recht dünne Halsprofile, und ab ca. 1966/67 auch schmälere Hälse. Einige Gitarristen, so zum Beispiel Angus Young (AC/DC), stehen auf gerade diese Halsform, während andere doch eher etwas mehr „Fleisch“ vorziehen.

Glücklicherweise hat man sich bei Tokai auf einen stimmigen Kompromiss verständigt: Der Hals der SG-92 hat ein sehr angenehmes D-Profil, welches nur ein wenig muskulöser ist als Gibsons typisches 60er Profil.

Meiner Meinung nach lässt sich ein etwas dickerer Hals vor allem besser spielen, aber außerdem bekommt man durch zusätzliches Holz auch einen fetteren Ton, besonders bei SGs, bei denen der lange, freistehende Hals oft etwas vom Sustain absorbiert.

Die extrem leichte Test-Tokai verdeutlicht die klanglichen Unterschiede zwischen einer SG-artigen Gitarren und einer Les Paul sehr gut. Ohne Verstärker gespielt klingt eine gute SG einfach deutlich offener und lebhafter, mit anmutig singenden Mitten und disziplinierten Bässen. Die SG-92 hat ein sehr lebendiges Klangbild und ist in der Dynamik äußerst nuanciert.

Die tollen Tokai PAF-Vintage Mk3 -Tonabnehmer sind wie gemacht für die SG-92: Ihr vintage-artiger Sound, sowie die gemäßigte Ausgangsleistung dieser Zweispuler, sorgen für einen frischen und dynamischen verstärkten Klang, ohne verschnupfte Mitten.

Die Platzierung beider Tonabnehmer, nämlich näher zur Brücke, unterstreicht dabei noch den helleren Grundklang der SG (gegenüber einer Les Paul). Der Hals-TA der Tokai SG-92 läuft nie Gefahr matschig zu wabern, sondern kling klar und rein, und der knackig-drahtige Brückenhumbucker macht diese SG sogar zu einer guten Wahl für Country-Picker.

Hier ist ein Klangbeispiel mit cleanen Sounds:

So klingt die Tokai im verzerrten Kanal:

Hier ist die Tonspur des You Tube -Videos:

Tokai SG-75 – full beauty 2

Die Tokai SG-92 ist ohne Zweifel die beste Gitarre im SG-Stil, die ich bisher spielen durfte. Diese Tokai ist ein Paradebeispiel für ein unschlagbares Preis-Leistungsverhältnis.

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Tokai SG-92

Preis in Finnland z. Zt.: 729 €

Finnischer Vertrieb: Musamailma

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Plus:

+ Preis-Leistungsverhältnis

+ Verarbeitungsqualität

+ Halsprofil

+ Tonabnehmer

+ Bespielbarkeit

+ Sound

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Tokai SG-75 – full beauty

Testbericht – Vuorensaku T-Style Custom

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Vuorensaku T headstock – preview – mid

Vuorensaku ist eine Instrumentenmarke aus Jyväskylä in Finnland. Dahinter steckt Saku Vuori, ein gelernter Gitarrenbauer und Kunsthandwerker, der Gitarren (und Saiteninstrumente) aller Art baut. Vuorensaku stellt auch edle, handgewickelte Gitarrentonabanehmer her.

Vuorensaku steht für Customgitarren im ursprünglichen Sinn: Saku Vuori hat keine festen Modelle, sondern baut seine Instrumente nach den Wünschen und Bedürfnissen seiner Kunden.

Saku Vuori ist Mitglied im eingetragenen Verein The Guild of Finnish Luthiers.

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Vuorensaku T-Style – full front – bgr

Saku hat uns eine seiner neuesten Kreationen zum Test geschickt – eine super-coole Solidbody, die wie eine Mischung aus einer Fender Telecaster Deluxe (aus den Siebzigern) und einer Gibson ES-5 Switchmaster (aus den Fünfzigern) aussieht. Ich gebe dem Kind mal den Namen „Vuorensaku T-Style Custom“.

Vuorensaku T-Style – full back – bgr

Die T-Style Custom ist aus traditionellen Tonhölzern gefertigt:

Der Schraubhals besteht aus kanadischem Ahorn, und hat ein schokoladenbraunes Palisandergriffbrett. Der (eingefasste) Korpus setzt sich aus zwei Teilen afrikanischem Mahagonis zusammen. Die (in der Mitte verlaufende) Leimfuge ist praktisch unsichtbar – saubere Arbeit, also!

Vuorensaku T-Style – headstock – bgr

Der Sattel der Vuorensaku ist aus echtem Elchknochen geschnitzt.

Das Griffbrett hat einen modernen Radius (9,5 Zoll) und ist mit 21 mittelgroßen Stahlbünden bestückt.

Vuorensaku T-Style – tuners – bgr

Die modernen Kluson Deluxe -Stimmmechaniken der T-Style Custom sehen zwar aus wie Vintage-Wirbel, funktionieren aber deutlich sahniger und genauer, als ihre Vorfahren aus den Fünfzigern.

Vuorensaku T-Style – back beauty – bgr

Die traditionelle Fender-typische Halsbefestigung ist präzise ausgeführt.

Dank ihres dünnen Satinfinishs (Nitrolack) verbreitet die T-Style Custom mehr als nur einen Hauch von Luxus. Dies ist ein Instrument, welches man gerne in der Hand hat, gerne spielt, aber auch gerne einfach nur ansieht.

Vuorensaku T-Style – bridge

Klusons fantastische Half-Size Tele-Brücke ermöglicht es, die klassische Telecaster-Brücke auch auf anderen Instrumenten und/oder mit anderen Brückentonabnehmern einzusetzen.

Für viele Gitarristen ist die („uralte“) Drei-Reiter-Brücke mit den Messingreitern immer noch die am besten klingende Brücke aller Zeiten. Die Reiter sitzen übrigens absichtlich schräg zu den Intonationsschrauben, um ein einfacheres Einstellen der Oktavreinheit zu ermöglichen.

Vuorensaku T-Style – pickups 1 – bgr

Vuorensakus Kunde wollte auf seiner Traum-E-Gitarre drei Tonabnehmer im Dog Ear -Look. Ein anderer finnischer Hersteller, Rautia Guitars aus Joensuu, stellt genau so ein Tonabnehmer-Set her.

Veijo Rautias Dog Ear -Set besteht aus zwei splitbaren Humbuckern (Hals- und Brückenposition), sowie einem P-90-Einspuler für die Mittelposition.

Vuorensaku T-Style – controls – bgr

Die Kontrollplatte ist hier absichtlich „verkehrt herum“ angebaut, damit man beim Spielen leichter an den Lautstärkeregler kommt.

Vuorensaku T-Style – electronics – bgr

Saku Vuori hat es tatsächlich geschafft, alle Bauteile in der engen Vintage-Fräsung unter zu bringen!

Im Volumenpoti ist auch der Push/Pull-Schalter für den Humbucker-Split eingebaut. Der Fünfwegschalter funktioniert bei der Vuorensaku genau wie bei einer Strat. Wie man auf diesem Bild unschwer erkennen kann ist die Verarbeitung sehr sauber und die Qualität der Komponenten hoch.

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Vuorensaku T-Style – beauty 2 – bgr

Die Vuorensaku T-Style Custom ist ein Wahnsinnsteil! Sie ist äußerst sauber verarbeitet und spielt sich wie warme Butter. Handgemachte Edelinstrumente, wie diese T-Style Custom, haben immer dieses „gewisse Etwas“, mit dem die meisten massenproduzierten Gitarren einfach nicht aufwarten können.

Die T-Style Custom ist ein sehr leichtes Instrument. Mit einem schmalen und rutschigen Nylongurt lässt sich sogar ein Hauch von Zug am Gurt feststellen, aber ein ordentlicher Ledergurt hält diese Gitarre in perfekter Balance.

Das fette C-Profil dieses Vuorensaku-Halses ist voll nach meinem Geschmack! Der stimmige Mix aus fettem Hals, modernem Griffbrettradius und super abgerichteten Bünden lässt die Fingerchen nur so flitzen. Die Bespielbarkeit war mit einem 010er Satz perfekt (tiefes E: 2,1 mm/hohes e: 1.5 mm).

Unverstärkt kling die Vuorensaku T-Style Custom stark nach einer Vorzeige-Telecaster, was ja kein Wunder ist.

Über einen Verstärker gespielt, hat die Vuorensaku allerdings einen ganz persönlichen Sound, der vom Standard-Tele-Twang stark abweicht. Auch das ist nicht verwunderlich, denn die T-Style Custom hat ja ganz andere Tonabnehmer, sowie eine von der Tele abweichende Schaltung. Die drei Tonabnehmer, der Coil-Split und der Fünfwegschalter lassen einen aus sieben tollen Sounds aussuchen, die alle klanglich im Gebiet zwischen Fender und Gibson angesiedelt sind.

Einen ganz kleinen Kritikpunkt habe ich dann aber doch gefunden: Im Verhältnis zum Halshumbucker ist der Tonabnehmer an der Brücke ein wenig schwachbrüstig. Dies liegt aber nicht an einem Verarbeitungsfehler, sondern ist ein direktes Resultat der Dog Ear -Befestigung, welches einer Menge Gibson- und Epiphone-Usern bekannt sein dürfte. An einer Custom-Gitarre rumzumäkeln ist immer etwas riskant, denn es könnte ja sein, dass die Gitarre genau so bestellt worden ist. Trotzdem, wenn das meine Gitarre wäre, würde ich Saku bitten, den Brückentonabnehmer ein wenig (1,5-2 mm) zu unterfüttern, um ihn dichter an die Saiten zu bringen.

Klanglich überzeugt das Rautia Guitars Dog Ear -Set vollends. Die Humbucker sind keine ekligen Turbo-Tonabnehmer, sondern klingen dank ihres moderaten Outputs stets klar und sauber. Auch im Split-Modus machen die Rautia-Zweispuler eine sehr gute Figur. Sie mit einem herrlich ungehobelten P-90 zu kombinieren, ist ein Geniestreich!

Hier ist ein Audioclip mit den Humbuckern im Split-Modus (es geht mit dem Hals-TA los):

Hier ist ein ähnlicher Clip mit den „vollen“ Humbuckern:

Zum Abschluss noch die Tonspur vom You Tube -Video:

Vuorensaku T-Style – body beauty 1 – bgr

Mann, was für eine sagenhafte Gitarre! Die Vuorensaku T-Style Custom ist ein weiteres Beispiel für den hohen Standard der finnischen Gitarrenbaukunst. Schade, dass ich die Klampfe zurückgeben muss…

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Vuorensaku T-Style Custom

Preisklasse ca. 2.500 – 3.000 €

Mein Dank geht auch an den Promoter des Rockkaamo Festivals, Jani Savolainen, für das Ausleihen seiner Gitarre!

Plus:

+ Made in Finland

+ handgefertigt

+ Verarbeitung

+ Bespielbarkeit

+ Sound

Minus:

– Lautstärkebalance Hals- und Brücken-TA (s. Text)

Vuorensaku T-Style – body beauty 2 – bgr

Die Fender Telecaster: Toller Sound auf Kosten der Intonation?

Warum muss man die Oktavreinheit einstellen?

Der Abstand der Bundstäbchen entlang des Griffbretts wird anhand einer mathematischen Formel berechnet. Leider ist diese Formel rein theoretisch, d. h. sie berücksichtigt nicht die unterschiedliche Spannung (Stimmung), die unterschiedliche Saitendicke und die verschiedenen Saitenhöhen der Saiten auf einem Instrument. Diese Unterschiede führen aber dazu, dass eine Saite, die auf einen Bund heruntergedrückt wird, in der tatsächlichen Tonhöhe von der theoretisch richtigen Tonhöhe abweicht (meistens ist der tatsächliche Ton zu hoch). Um diese Tonhöhenabweichung aufzufangen, muss der Auflagepunkt der Saiten am Steg (oder an der Brücke) vom theoretisch richtigen Saitenauflagepunkt abweichen – und zwar für jede Saite etwas anders.

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Bei akustischen Gitarren erreicht man dies durch eine angewinkelte Stegeinlage, die häufig sogar noch unterschiedliche Auflagepunkte für die einzelnen Saiten aufweist.

Jazz guitar bridge

Die frühesten E-Gitarren waren modifizierte Archtop-Gitarren (akustische Gitarren mit gewölbter Decke), und hatten Palisander- oder Ebenholzbrücken mit hinein geschnitzten „Stufen“ für die Oktavreinheit. Zur Grobeinstellung der Intonation konnte man diese Brücken einfach auf der Gitarrendecke verschieben.

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Fender 52 Reissue

Der wesentlich klarer definierte Sound der Solidbody-Gitarre, bei der der Korpus aus Massivholz ausgeschnitten wird, machte eine genauere Einstellung der Oktavreinheit notwendig.

52 Tele Bridge

Leo Fenders neuartige Esquire/Broadcaster/Telecaster-Brücke kombinierte eine Grundplatte aus Blech (in die der Brückentonabnehmer eingebaut war) mit Einstellschrauben für die Saitenhöhe (je Saite) und die Oktavreinheit (in Saitenpaaren).

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Die in den frühen Fünfzigern neuartige Brücke der Fender Telecaster spielt eine wichtige Rolle für den besonderen Twang diese Gitarrentyps.

close-up Fender bridge

brucke-und-ta

Im Verlauf der 1950er und 60er experimentierte man bei Fender mit unterschiedlichen Brückenreitertypen – Messing (glatt), Stahl (glatt), Stahl („Gewindestange“) und Stahlreitern mit je einer Rille pro Saite – aber die Grundbauweise blieb unverändert. Eine Blechwanne mit drei Brückenreitern – super Sound, aber nicht ganz präzise Intonation.

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70s Fender six-saddle

Zwanzig Jahre nach der Markteinführung von Fenders bahnbrechender Solidbody-Gitarre hatten sich einige Dinge geändert.

Im Jahr 1951 konnte man mit der Drei-Reiter-Brücke recht gut leben, denn die üblichen Saitensätze von damals (12er oder 13er) hatten umsponnene g-Saiten. Der größte Sprung in der Intonation ist zwischen der höchsten umsponnenen Saite und der tiefsten nicht-umsponnenen, damals also von der g- zur h-Saite. Diese beiden Saiten lagen auf verschiedenen Brückenreitern, weshalb man den Sprung in der Stellung der Reiter gut in den Griff bekommen konnte.

In den späten Sechzigern benutzten die meisten Gitarristen wesentlich dünnere Saitensätze, bei denen die g-Saite nicht umsponnen ist. Die unumsponnene g-Saite verlagerte den Intonationssprung auf einen einzigen, nämlich den mittleren der drei Reiter.

Die Firma Fender behielt zwar auf ihren regulären Telecaster-Modellen die Drei-reiter-Brücke bei, aber die meisten neuen Modelle in den Siebzigern bekamen neue Brücken mit sechs Reitern verpasst. Oben siehst du zum Beispiel eine Sechs-Reiter-Brücke, die man auf der zweiten Version der Telecaster Custom (eingeführt 1972) finden kann.

Diese neue Brücke ermöglichte jetzt eine exakte Einstellung der Oktavreinheit, aber viele Tele-Liebhaber fanden, dass dieser Brückentyp den Klang der Gitarre ausdünnte und spitzer machte (auch wenn ein Teil dieses Problems womöglich an Fenders veränderten Brückentonabnehmern lag).

Hipshot 6-saddle

Modern Fender 6-saddle

Neuere Brückenmodelle von Herstellern, wie z. B. Hipshot, Gotoh oder Fender, haben meistens eine dickere Grundplatte. Diese Brücken funktionieren klasse, aber viele Hardcore-Fans der Telecaster finden, dass die dickeren Grundplatten den Twang des Instruments zu sehr dämpfen.

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Es gibt aber auch einen anderen, twangfreudlicheren Ansatz das Intonationsproblem zu lösen: Die Blechgrundplatte bleibt, nur die Brückenreiter werden ausgetauscht.

Joe Barden angled

Tonabnehmer-Spezialist Joe Barden erfand für den (leider zu früh verstorbenen) Tele-Master Danny Gatton eine Brücke, bei der die Gewinde schräg in die Messingreiter geschnitten werden.

Wilkinson

Graph Tech

Diese Austauschreiter von Wilkinson und Graph Tech habe pro Reiter zwei Rampen, die den Saiten unterschiedliche Auflagepunkte vorgeben.

Diese drei Ansätze (Barden, Wilkinson und Graph Tech) funktionieren toll, und lösen das Problem der Oktavreinheitwork sehr effektiv, solange man nur Saitensätze mit unumsponnenen g-Saiten benutzt.

pivoting brass saddles

Mastery stainless steel

Wer allerdings die volle Freiheit haben möchte, egal welche Saiten zum Einsatz zu bringen, sollte sich für eine Lösung entscheiden, bei der man den Winkel der Brückenreiter selber einstellen kann. Gute Beispiele hierfür sind die Austausch-Reiter aus dem Hause Wilkinson oder diese Stahlbrücke von Mastery.

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Wieso schwören, trotz all der neuen Erfindungen und der unpräzisen Oktavreinheit, immer noch so viele Gitarristen auf Telecaster-Modelle im „veralteten“ Vintage-Stil? Ganz einfach: Der Mensch lernt sehr schnell „das Beste“ aus den Gegebenheiten zu machen, mit denen uns ein Design konfrontiert.

Im Fall der Fender Telecaster bedeutet dies, dass die meisten Tele-Spieler gelernt haben ihre Gitarre so einzustellen und zu stimmen, dass sie mit den Ungenauigkeiten leben können.

Hier sind drei Ansätze (aus einer Vielzahl von Möglichkeiten):

1.) Der 50 Prozent Ansatz

Nachdem du einen neuen Satz Saiten aufgezogen hast, stellst du als Erstes (mit deinem Stimmgerät) die Brückenreiter so ein, dass die Oktavreinheit, sowohl für die beiden E-Saiten, als auch für die g-Saite (ich nenne die drei die „allerwichtigsten“ Saiten), am zwölften Bund korrekt ist. Stimme im weiter Verlauf deine Tele immer so, dass du die leeren E-Saiten, und die leere g-Saite, auf die richtige Tonhöhe stimmst. Die restlichen drei Saiten (A, D und h) werden dann so gestimmt, dass die Stimmung am siebten Bund gegriffen korrekt ist.

Die A-, D- und h-Saite sind jetzt natürlich oberhalb und unterhalb des siebten Bundes nicht hundertprozentig „sauber“, aber im Ganzen kling deine Tele jetzt besser temperiert, als wenn du diese Saiten leer gestimmt hättest. Du kannst abschließend die Stimmung noch etwas (mit dem Ohr) mit offenen Akkorden nachjustieren.

2.) Tuner-temperiert

Nachdem du einen neuen Satz Saiten aufgezogen hast, stellst du als Erstes (mit deinem Stimmgerät) die Brückenreiter so ein, dass die Oktavreinheit (am zwölften Bund) bei allen Saiten relativ gleichmäßig „daneben“ ist. Also zum Beispiel beim E- und A-Saitenpaar so, dass die E-Saite einen Tick zu hoch ist, während die A-Saite einen Tick zu niedrig. Nachdem du alle Saiten so eingestellt hast, stimme deine Tele so, dass die Tonhöhe am siebten Bund gegriffen korrekt ist.

Alle Saiten sind jetzt natürlich oberhalb und unterhalb des siebten Bundes nicht hundertprozentig „sauber“, aber im Ganzen kling deine Tele jetzt besser temperiert, als wenn du die Saiten einfach leer gestimmt hättest. Du kannst abschließend die Stimmung noch etwas (mit dem Ohr) mit offenen Akkorden nachjustieren.

3.) A-temperiert

Nachdem du einen neuen Satz Saiten aufgezogen hast, stellst du als Erstes (mit deinem Stimmgerät) die Brückenreiter so ein, dass die Oktavreinheit (am zwölften Bund) bei allen Saiten relativ gleichmäßig „daneben“ ist. Also zum Beispiel beim E- und A-Saitenpaar so, dass die E-Saite einen Tick zu hoch ist, während die A-Saite einen Tick zu niedrig. Stimme danach die leere A-Saite auf die korrekte Tonhöhe. Als nächstes benutze die A-Saite als deinen Referenzton, und stimme die restlichen Saiten wie folgt:

• Die E-Saite am fünften Bund zur offenen A-Saite

• Die D-Saite am siebten Bund zur offenen A-Saite (oder dem Flageolettton am 12. Bund)

• Die g-Saite am zweiten Bund zur offenen A-Saite (oder dem Flageolettton am 12. Bund)

• Die h-Saite am zehnten Bund zur offenen A-Saite (oder dem Flageolettton am 12. Bund)

• Die hohe e-Saite zur offenen A-Saite (oder dem Flageolettton am 12. Bund)

Du kannst abschließend die Stimmung noch etwas (mit dem Ohr) mit offenen Akkorden nachjustieren.

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Wie schon gesagt, diese Methoden sind nicht die Heiligen Zehn Gebote, sondern nur drei Arten, die dir das Leben mit einer Drei-Reiter-Telecaster leichter machen können. Am Ende entscheiden immer noch deine Ohren!

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