Testbericht: Gretsch Streamliner G2420T Hollow Body

Gretsch Streamliner G2420T – label

Gretsch Guitars haben kürzlich ihre neue Streamliner-Serie vorgestellt, die preislich unterhalb der Electromatic-Serie angesiedelt ist.

Momentan gibt es drei Grundmodelle in der neuen Serie:

Die G2622 Streamliner Center Block (gibt es auch linkshändig) ist eine Semiakustikgitarre mit einem durchgehenden Mittelblock, deren Styling an eine Country Gentleman Doublecut aus den Sechzigern erinnert. Die G2655 Streamliner Center Block hat ein ähnliches Design, aber mit einem größenmäßig abgespeckten Korpus. Unsere Testgitarre, die G2420 Streamliner Hollow Body, ist wiederum eine ausgewachsene Vollresonanzgitarre, die stark an Gretschs legendäre 6120 Hollow Body angelehnt ist.

Alle drei Modelle gibt es auch als T-Versionen mit Bigsby Lightning Vibratos. Die Streamliner-Serie wird in Handarbeit in Indonesien gefertigt.

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Gretsch Streamliner G2420T – full front from PS LRG

Die Gretsch Streamliner G2420T Hollow Body (ungefährer Preis ca. 550 €) sieht wesentlich teurer aus, als sie es tatsächlich ist.

Das Vibrato-Modell G2420T gibt es derzeit in Burgundy Red oder in Gold-Metallic, das Grundmodell (mit lyraförmigem Saitenhalter) bekommt man nur in dunklem Sunburst.

Gretsch Streamliner G2420T – back beauty

Der vollakustische Korpus der G2420T wird aus gepresstem Ahorn-Sperrholz hergestellt. Die Decke ist, in traditioneller Gretsch-Manier, mit zwei parallelen Holzstreben versteift (engl. parallel bracing).

Der Hals ist aus Nato – einem asiatischen Holz, welches vom Aussehen her an Mahagoni erinnert – und in der Korpus eingeleimt.

Gretsch Streamliner G2420T – headstock

Die Streamliner Hollow Body macht optisch richtig was her – zusätzlich zum Binding am Korpus, gibt’s auch ein eingefasstes Griffbrett und Binding an der eleganten Kopfplatte.

Gretsch Streamliner G2420T – tuners

Die neue Gretsch wartet mit einem qualitativ hochwertigem Satz verkapselter Stimmmechaniken auf.

Gretsch Streamliner G2420T – fretboard

Die Bundierung ist sehr sauber ausgeführt. Das Streamliner-Modell hat vintage-mäßige, kleine Bünde. Die Griffbretteinlagen der G2420T sind große Rechtecke aus Perloid.

Gretsch Streamliner G2420T – Bigsby B60

Die günstigere Lightning-Serie von Bigsby wird unter Lizenz in Asien hergestellt. Das Bigsby B60 ist speziell für den Gebrauch auf Jazzgitarren mit tiefem Korpus gedacht.

Gretsch Streamliner G2420T – Adjustomatic bridge

Die Adjusto-matic-Brücke dieser Streamliner-Gitarre wirkt auf den ersten Blick wie eine traditionelle, also freistehende Brücke. Gretsch macht uns Gitarristen aber das Leben einfacher, weil diese Brücke gegen unbeabsichtigtes Verschieben gesichert ist. Die zur Höhenverstellung benötigten Gewindestangen ragen nämlich unter dem Palisanderfuß heraus, und greifen in in den Korpus gebohrte passende Vertiefungen. So kann weder im Eifer des Gefechts auf der Bühne, noch beim Saitenwechsel etwas verrutschen.

Gretsch Streamliner G2420T – Broad'Tron pickups

Der deutlichste Unterschied zwischen der Streamliner G2420T und ähnlichen Modellen aus den Electromatic- und Pro-Modellreihen findet sich in den Tonabnehmern:

Abhängig vom Modelltyp, finden sich auf einer Gretsch Pro G6120 Hollow Body entweder DeArmond Dynasonic Einspuler, Gretsch Filter’Tron Humbucker oder ähnliche Tonabnehmer aus dem Angebot von Tonabnehmerspezialist TV Jones. Neuere Electromatic G5420 Modelle sind mit Gretsch Black Top Filter’Tron Tonabnehmern ausgestattet, die asiatische Lizenzkopien der Originale sind.

Die neuen Streamliner-Gitarren stellen einen neuen Tonabnehmer-Typ vor, den Gretsch Broad’Tron Humbucker. Die Broad’Tron Pickups haben – anders als Filter’Trons – die volle Humbucker-Größe, und einen Sound, der einen Zwischenweg zwischen der Wärme von herkömmlichen PAF-artigen Zweispulern und dem Biss von Filter’Trons gehen soll.

Gretsch Streamliner G2420T – controls

Die Anordnung der Regler auf der G2420T ist typisch Gretsch:

Unterhalb des F-Lochs finden sich je ein Volumenregler pro Tonabnehmer, sowie eine gemeinsame Klangblende. Dazu gibt es noch einen Master Volume Regler beim Cutaway.

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Gretsch Streamliner G2420T – body beauty 2

Ich kann nur noch einmal betonen, das mich die Verarbeitung dieser günstigen Gretsch wirklich voll überzeugt hat! Dabei handelte es sich nicht um ein vom nordischen Vertrieb (Fender Scandinavia) bereitgestelltes (und „getuntes“) Testinstrument, sondern um eine Gitarre, die ich selbst direkt im Laden von der Wand genommen habe (vielen Dank an DLX Music Helsinki).

Die Gretsch G2420T Streamliner Hollow Body ist sehr sauber verarbeitet, und gibt einem keinen Anlass zu irgendwelchen Beanstandungen (besonders in Anbetracht des musikerfreundlichen Preises). Die saubere Bundierung bildet die Basis für die flotte Bespielbarkeit dieses Instruments.

Aus irgendeinem Grund nennt Gretsch diese Halsprofil „Thin U“; ich würde eher von einem satten D mit leicht abgeflachtem Rücken sprechen.

Das Bigsby B60 läuft butterweich und hält die Stimmung bei „normaler“ Benutzung recht gut (ein Bigsby ist eigentlich nie eine gute Wahl für Leute mit „goldenem Gehör“). Da ein Bigsby B6/B60 ohne die zusätzliche Umlenkrolle der anderen Bigsby-Vibratos auskommt, spricht das B60 leichter an und ist (in positiver Hinsicht) direkter im Gebrauch. Man bekommt hier also mit sehr wenig „Aufwand“ das legendäre Bigsby-Schimmern geboten.

Der unverstärkte Klang der Streamliner Hollow Body ist typisch für „Jazzmütter“ aus gesperrtem Ahorn – sehr offen, mittenbetont und trocken.

Meiner Meinung nach geht Gretschs Konzept, die Streamliner-Serie mithilfe der Broad’Trons stärker in den Mainstream zu rücken, voll auf. Nein, von den Broad’Trons kann man nicht den perlig-krispen, manchmal auch schneidenden Ton von Filter’Tron Pickups erwarten, aber es finden sich hier dennoch genügend schmatzende Präsenzen für einen gretschigen Sound.

Dank des „breiteren“ Klangs der Tonabnehmer, kann man die Gretsch G2420T auch sehr gut als traditionelle Jazzgitarre einsetzen, über die sonst übliche reine Country- und Rockabilly-Schiene hinaus. Dieser Clip fängt mit dem Hals-TA an:

Die Streamliner Hollow Body macht auch bei leichter Zerre eine gute Figur. Das Verhältnis zwischen Bassregister und Diskant ist bei der G2420T angenehm ausgewogen, und die Ansprache der Gitarre knackig-direkt (was typisch für eine Vollresonanzgitarre ist).

High-Gain-Distortion und/oder extreme Schalldrücke auf der Bühne führen aber – früher oder später – unabdinglich zu jaulendem Feedback. Die ist aber keine Macke, sondern eher eine eingebaute Eigenschaft von Gitarren dieser Art; und in dieser Hinsicht ist die Streamliner Hollow Body auch nicht „problematischer“ als andere Instrumente des gleichen Typs.

Auch das Zerrsound-Beispiel wurde mit einem Blackstar HT-1R Röhrenkombo aufgenommen:

Hier noch die Audiospur vom Youtube-Video. Die Gitarrenspuren wurden hier mit den Amp-Plugins von Apples Garageband aufgenommen. Die Sologitarre benutzt den Brücken-TA, während die Rhythmusgitarren beide Pickups (linker Kanal) oder den Hals-TA (rechter Kanal) benutzen:

Gretsch Streamliner G2420T – body beauty 1c

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Gretsch Streamliner G2420T – beauty shot

Meiner Meinung nach ist die Gretsch Streamliner G2420T Hollow Body eine der besten „vollfetten“ Archtopgitarren dieser Preisklasse – vielleicht sogar die Beste! Wir haben es hier mit einem überraschend hochwertigen Instrument zu tun, welches einem mehr bietet als man bei dem Preis erwartet.

Wenn du den „echten Gretsch-Sound“ ohne Abstriche suchst, würde ich dennoch empfehlen, sich an die (deutlich teurere) Electromatic-Serie mit ihren Filter’Tron Pickups zu halten. Die haben einfach den richtigen Biss.

Eines der Hauptziele der Streamliner-Serie ist aber, Gretsch-Gitarren einem breiteren (und jüngeren) Publikum schmackhaft zu machen, und da haben die fetteren Broad’Tron Tonabnehmer einfach die Nase vorn!

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Gretsch Streamliner G2420T Hollow Body

Preis ca. 550 €

Hersteller: Gretsch Guitars

Ich möchte mich herzlich bei DLX Music Helsinki für die Bereitstellung der Testgitarre bedanken!

Pluspunkte:

+ Preis-Leistungs-Verhältnis

+ Verarbeitung

+ Bundierung

+ gesicherte Brücke (s. Artikel)

+ Bigsby B60

+ Sound

Testbericht: J. Leachim Jazzcaster

JLeachim 2

J Leachim Jazzcaster – beauty shot – black

Die Gitarrenmarke J. Leachim Guitars ist so etwas, wie Finnlands Antwort auf Nash Guitars aus den USA. Genau wie Nash, baut man bei J. Leachim die Gitarren nicht „aus dem rohen Holz“, sondern benutzt qualitativ hochwertige, unlackierte Bodies und Hälse von Drittanbietern. J. Leachims Stärke liegt in ungewöhnlichen Kombinationen von Features, sowie besonders auf den Gebieten Lackierung und künstliche Alterung (dem sogenannten Relicing).

DerGitarrenblog.com hat jetzt von J. Leachims Chef, Jan Merivirta, ein Exemplar der neuen Jazzcaster zum Test bekommen. Dies ist das erste reguläre Modell der Firma, welches serienmäßig mit einem unzerkratzten NOS-Finish hergestellt wird.

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J Leachim Jazzcaster – full front – final med

Die J. Leachim Guitars Jazzcaster (Preis ab ca. 1.300 €; Koffer inkl.) ist ein anregender Mix aus verschiedenen Gitarrenklassikern:

Der Telecaster-artige Hals der Jazzcaster kommt aus dem Sortiment der Firma Northwest Guitars. Der Ahornhals hat einen modernen Griffbrettradius von 9,5 Zoll und Jumbobünde.

Der extrem leichte Eschekorpus kommt aus dem Hause Guitarbuild. Bei J. Leachim hat man die notwendigen Fräsarbeiten für die FilterTron-Kopien sauber ausgeführt.

J Leachim Jazzcaster – neck joint

Bei J. Leachim Guitars weiß man offensichtlich mit Nitrolack richtig umzugehen:

Das glänzende Finish vom Korpus ist hauchdünn, und der Surf Green-Farbton eine wahre Augenweide. Die Halsrückseite ist auf moderne Art mit einer dünnen Schicht Mattlack überzogen worden.

J Leachim Jazzcaster – headstock

Die Bundierung ist erste Sahne. Auf dem Palisandergriffbret befinden sich 21 Jumbobünde.

Für den Sattel hat man bei der Jazzcaster echten Rinderknochn verwendet. Einige Gitarristen werden vielleicht die etwas kantigen Seiten des Sattels bemängeln, aber mich stören sie nicht. Im Endeffekt geht es hier nur um Kosmetik…

J Leachim Jazzcaster – tuners

Die Kluson-Kopien auf dieser J. Leachim sind nur ganz leicht künstlich „gealtert“ (also nicht hochglänzend).

J Leachim Jazzcaster – bridge

Sowohl das Vibrato, als auch die Brücke der Jazzcaster, kommen von WD Music:

Das Vibrato ist eine moderne Version des Fender Jazzmaster/Jaguar-Vibratos, bei der auf den originalen Sperrmechanismus verzichtet worden ist. Die gilt vielen Gitarristen nicht als Manko, denn der Sperrmechanismus der Originals hat eine Tendenz hörbar mit zu vibrieren, und ist auch schwer korrekt einzustellen.

Auch die originale Brücke der Jazzmaster und der Jaguar treibt viele Gitarristen an den Rand der Verzweiflung. Bei dem Brückendesign hat jeder Brückenreiter zwei winzige Madenschrauben zur individuellen Einstellung der Saitenhöhe. Mit den fetten, geschliffenen (013er) Saiten aus den späten Fünfzigern war das kein Problem, aber bei modernen 010er und 009er Sätzen lockern sich die Höhenverstellschrauben oft von selbst. Die Folge: Die Saitenlage ist im A*sch und die Saitenreiter fangen an laut zu rasseln – nicht gut!

Dies ist der Grund, warum viele Custom-Schmieden – wie z. B. J. Leachim – das Jazzmaster-Vibrato mit einer Fender Mustang-Brücke kombinieren. Die Mustang-Brücke ist ähnlich aufgebaut, hat aber eine feste Staffelung der Saitenhöhe (folgt der Griffbrettkrümmung) mit massiven, unterschiedlich dicken Brückenreitern. Hier kann sich also nichts lösen, und folglich kann auch nichts klappern und scheppern.

J Leachim Jazzcaster – pickups

Gretsch Filtertron-Tonabnehmer (und Kopien) sind momentan wieder voll im Trend.

Die J. Leachim Jazzcaster ist mit zwei TV Jones-Tonabnehmern ausgerüstet – in der Halsposition findet sich ein vintage-artiger TV Classic, während der PowerTron beim Steg schon deutlich mehr Gas geben kann.

J Leachim Jazzcaster – controls

Der Kunde, der diese Jazzcaster bestellt hat, wollte eine umgekehrt funktionierende Tonblende haben. Beim „Aufdrehen“ wird der Klang höhenärmer.

J. Leachim Guitars schwören bei allen ihren Gitarren auf Stereobuchsen, weil diese den Klinkenstecker fester „im Griff“ haben, und weil man die zweite Feder zur doppelten Sicherung des Erdungskontakts benutzen kann.

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J Leachim Jazzcaster – body beauty 2

Ich finde die Kombination aus Fender-Features und Gretsch-Sound, die die J. Leachim Jazzcaster einem bietet, wirklich äußerst gelungen. Dank dem butterweichen Vibratosystem kommt die JLG Jazzcaster dabei deutlich offener rüber, als es z. B. die meisten Cabronita Teles tun.

Die Jazzcaster spielt sich wirklich klasse, solange man mit den Kompromissen, die einem das Jazzmaster/Jaguar-Vibrato diktiert, leben kann.

Wenn man einen modernen, weichen Saitensatz benutzt, kann es schon mal vorkommen, dass einem bei kräftigem Saitenziehen die hohe e-Saite aus der Rille springt. Das ist weniger ein echter Fehler, als vielmehr eine historisch bedingte „Eigenschaft“ dieses Vibratotyps, bei dem der Winkel der Saiten über dem Steg (und somit der Saitendruck) recht flach ausfällt. Mit den dicken, geschliffenen Saiten, die man in den Fünfzigern benutzt hat, war der geringe Saitendruck auf der Brücke kein Problem. Wenn man aber mit einem 010er Satz fette Bluesbendings spielen will, sollte man sich schon eine spezielle Zusatzrolle gönnen – das schont die Nerven!

Meine einzige Kritik an der Testgitarre ist, dass die Tonblende hier eher nach dem Hauruck-Verfahren funktioniert. Erst passiert ganz lange nichts, dann ist – plötzlich – der Klangregler ganz zu.

Die Jazzcaster hat einen sehr schönen akustischen Klang mit einem glockigen Attack, sowie einem offenen, aber zugleich strammen, Ton.

Die FilterTron-artigen Tonabnehmer von TV Jones genießen nicht umsonst einen guten Ruf – auch hier machen sie eine tolle Figur. Der Klang hat einen drahtigen Twäng, ohne das die TV Jones-Tonabnehmer je schrill oder kratzig daherkämen. Der Zusatzbonus: Im Gegensatz zu originalen Fender Jazzmaster-Pickups, die mit Gibsons P-90-Einspulern verwandt sind, sind die TV Jones-Tonabnehmer brummfreie Humbucker.

Dieser Clip führt die klaren Cleansounds der J. Leachim Jazzcaster vor (wir beginnen mit dem Hals-TA):

Im Zerrkanal wartet die Jazzcaster mit rotzig-frechen, kompakten und aggressiven Sounds auf, die wie die Faust aufs Auge passen, wenn man auf klassische Rock-Zerrsounds aus den 1970ern steht. Nicht umsonst schwör(t)en Legenden, wie Pete Townshend von den Who (der Gretsch-Gitarren gerne im Studio eingesetzt hat) und Malcom Young (ex-AC/DC) auf den raubeinigen Sound von FilterTrons:

Hier noch die Audiospur des YouTube-Videos – „Seabird Flavour (Homage to Peter Green)“:

Hier hört man drei Rhythmusgitarren – linker Kanal (Hals-TA), Stereomitte (Hals-TA), und rechter Kanal (beide TA) – sowie den Leadpart, bei dem beide Tonabnehmer (und der Wimmerhaken) zum Einsatz kommen.

J Leachim Jazzcaster – body beauty

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J Leachim Jazzcaster – beauty shot 2

Ich finde die J. Leachim Jazzcaster wirklich toll; sie sieht gut aus, ist qualitativ hochwertig, spielt sich sehr angenehm, und klingt – trotz der starken Fender-Anleihen – doch wie sie selbst. Die Jazzcaster ist, obwohl der Name darauf hindeutet, nicht nur etwas für Jazzer oder Country-Gitarristen, rocken tut sie auch!

Auf jeden Fall sollte man diesen finnischen Hersteller im Auge behalten, wenn man auf coole Gitarren abfährt!

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J. Leachim Guitars Jazzcaster

Preise ab 1.300 € (mit Koffer)

Kontakt: J. Leachim Music

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Plus:

+ Verarbeitung

+ Finish

+ Bespielbarkeit

+ butterweiches Vibrato

+ Sound

Minus:

– geringer Saitendruck auf der Brücke (siehe Testbericht)

kurzer Regelweg des Klang-Potis

Videoclip: Music Man John Petrucci Majesty

Die Music Man Majesty ist eine E-Gitarre mit durchgehendem Hals und Aktivelektronik. Die Majesty hat Klemmmechaniken von Schaller und ein schwebendes Vibrato von Music Man mit eingebauten Piezoelementen. Die magnetischen Tonabnehmer sind DiMarzio Illuminators. Die aktive Elektronik bietet einen integrierten Signalbooster für die magnetischen Tonabnehmer (Schalter im Lautstärkepoti), Coil-Tap (Schalter im Klangpoti), und die Möglichkeit die Ausgangsbuchse auch in „stereo“ zu betreiben (Schalter im Piezopoti), und so das Piezosignal und das magnetische Signal zu zwei verschiedenen Verstärkern zu leiten.

Music Man Majesty – beauty shot 2

Testbericht: Squier Vintage Modified Cabronita Telecaster

Squier Cabronita Telecaster – beauty shot 2

Als der Fender Custom Shop im Jahr 2009 sein Modell „La Cabronita Especial“ vorstellte, hätte wohl niemand gedacht, dass diese interessante Mischung aus Fender und Gretsch so ein Riesenhit werden würde.

Der Erfolg der Cabronita Tele führte dazu, dass im Laufe der Jahre auch günstigere Versionen des Modells herausgekommen sind – erst in diversen Fender-Versionen, und nun auch als sehr günstige Squier Cabronita. Momentan gibt es sogar zwei Squier-Versionen – eine mit einem Bigsby-Vibrato, und eine Hardtail-Version.

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Squier Cabronita Telecaster – full front

Die Squier Vintage Modified Cabronita Telecaster (Straßenpreis ungefähr 300 €) ist eine aufgemotzte Telecaster.

Squier Cabronita Telecaster – back beauty

Der Korpus der Squier Cabronita wird aus einem (aus mehreren Teilen zusammen gesetzten) Lindenbrett ausgesägt, während der einteilige Hals aus Ahorn gefertigt wird.

Squier Cabronita Telecaster – headstock

In traditioneller Fender-Manier gibt es hier kein aufgeleimtes Griffbrett, sondern die 22 Medium-Jumbo-Bünde dieser Gitarre werden direkt in die gewölbte Front des Ahornhalses installiert.

Ein willkommenes Eingeständnis an die Jetztzeit bildet der komfortable Halsstab-Zugang von der Wirbelplatte her.

Squier Cabronita Telecaster – tuners

Die Squier trägt als Stimmmechaniken einen Satz richtig ordentlicher Kluson-Kopien.

Squier Cabronita Telecaster – bridge

Anstatt der üblichen Telecaster-Blechwanne, hat die Cabronita Tele eine sogenannte Hardtail-Brücke, so wie man sie auch auf Stratocasters ohne Wimmerhaken finden kann.

Die generelle Verarbeitungsqualität ist bei dieser Squier wirklich richtig ordentlich, auch wenn man bei ein-zwei kosmetischen Details schon das kleine Preisschild bemerkt. So ist zum Beispiel die Grundplatte der Brücke auf unserem Testinstrument ganz leicht schräg im Verhältnis zum Brückentonabnehmer angebaut.

Squier Cabronita Telecaster – pickups

Den Kern des Cabronita-Konzepts bilden die Gretsch Filtertron-artigen Tonabnehmer dieser Fender/Squier-Gitarre. Squier stellen ihre eigene Version dieses Pickup-Klassikers unter dem Namen Fideli’Tron her.

Squier Cabronita Telecaster – controls

Wie es sich für eine richtige Hot-Rod-Gitarre gehört, hat die Squier Cabronita Tele nur einen Master-Volumenregler, sowie einen Dreiweg-Kippschalter.

Squier Cabronita Telecaster – control + switch

Bei diesem niedrigen Preis kann man nicht allen Ernstes Custom-Shop-Qualität erwarten:

Der Lautstärke-Poti läuft schön sahnig und problemfrei, aber der billige Kippschalter verhält sich etwas temperamentvoll. In der Mittelposition knackst es im Sound manchmal, und ab und zu fällt das Signal auch mal ganz aus. Es kann schon sein, dass dies ein individueller Ausrutscher der Testgitarre ist, aber persönlich würde ich den Schalter gegen ein besseres Modell austauschen.

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Squier Cabronita Telecaster – body beauty

Squiers Vintage Modified Cabronita Telecaster bietet einem eine ganze Menge Gitarrenspaß für wenig Geld!

Im Preissegment unter 500 € sparen die Hersteller generell an der Arbeitszeit, die zur Herstellung der Gitarre benötigt wird. Meistens fallen diese Sparmaßnahmen am meisten beim Setup auf. Direkt aus der Transportbox gezogen, leiden diese günstigen Gitarren oft unter Sattelkerben, die nicht tief genug sind, und/oder schlecht eingestellter Saitenhöhe und Intonation (Oktavreinheit). Es hängt also vom jeweiligen Importeur oder Musikhändler ab, mit welchem Setup die Gitarren verkauft werden. Das ist für mich der Hauptgrund, weshalb ich empfehle, günstige Gitarren (unter 500 €) möglichst immer bei einem richtigen Instrumentenladen zu kaufen, und nicht einfach über’s Internet zu bestellen. Die meisten Musikalienhändler stellen nämlich alle Instrumente vor dem Verkauf vernünftig ein.

Unser Testinstrument wurde uns dankenswerterweise von DLX Music Helsinki zur Verfügung gestellt – also einem sachverständigen, ordentlichen Musikgeschäft. Die getestete Squier Cabronita ist eine leichte Gitarre, die einen schön komfortablen Hals mit C-Profil hat. Dank der modernen (lies: etwas fetteren) Bünde und des zeitgemäßen (lies: flacheren) Griffbrettradius ist der Hals toll bespielbar, und das Saitenziehen auch mit einem Zehner-Saitensatz einfach.

Unverstärkt klingt die Cabronita eher nach Hardtail-Strat, als nach klassischer Tele, was an der anderen Brücke des neuen Modells liegt. Man bekommt hier den typischen Fender-Klick und den frischen Sound, aber deutlich weniger vom nasalen Twäng einer typischen Telecaster.

Im Allgemeinen fallen Filtertron-Tonabnehmer klanglich zwischen typische Einspuler und Humbucker. Filtertrons sind zwar echte Zweispuler (brummen also nicht), klingen aber – bauartbedingt – wesentlich frischer und offener, als man es von einem typischen Humbucker erwarten würde. Von Filtertrons ist in der Regel ein perlig-knackiger Attack und kraftvolles, klares Sustain zu erwarten.

Squiers eigene Fideli’Tron-Tonabnehmer klingen richtig gut, so dass man kaum glauben möchte, dass es sich hier um so kostengünstige Pickups handelt. Über einen cleanen Verstärker gespielt, bekommst du ein knackiges Attack und klar differenzierte Saiten, auch im Akkordspiel (der Clip fängt mit dem Hals-TA an):

Verzerrt geben sich die Squier Fideli’Trons ordentlich rotzig und klasse ungehobelt:

Zum Abschluss noch die Tonspur vom Youtube-Video:

Squier Cabronita Telecaster – body beauty 2

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Squier Cabronita Telecaster – beauty shot

Ich finde es toll, wie die Squier Cabronita Telecaster es schafft, die Essenz des Cabronita-Konzepts auf den Punkt zu bringen, und zu so einem günstigen Preis anzubieten! Die Gitarre (speziell der Hals) spielt sich richtig toll, die Bundierung ist wirklich gut, und der Sound authentisch. Die Squier bietet einem tatsächlich das echte „Tele-Bastard-Erlebnis“, ohne Abstriche. Es fällt richtig schwer, diese Gitarre wieder aus der Hand zu legen.

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Squier Vintage Modified Cabronita Telecaster

Straßenpreis ungefähr 300 €

Hersteller-Info: Fender

Ein großes Dankeschön an DLX Music Helsinki für das Ausleihen der Testgitarre!

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Plus:

+ viel Gitarre für’s Geld

+ Bundierung

+ Bespielbarkeit

+ Sound

Minus:

– Brücke leicht schräg angebaut

– Qualität des Dreiweg-Schalters

Videoclip: J. Leachim Jazzcaster

Kontakt: J. Leachim Music

J. Leachim ist eine finnische Gitarrenmarke, die auf Fender-inspirierte Gitarren und Bässe, häufig mit Relic-Finishes, spezialisiert ist.

Die J. Leachim Jazzcaster ist eine interessante Mischung aus verschiedenen Designelementen:
Das Modell hat einen Eschekorpus im Jazzmaster-Look, einen modernen Telecaster-Hals, und ist mit zwei Filtertron-Humbuckern der Firma TV Jones bestückt (Hals: TV Classic; Brücke: PowerTron).

Videoclip: ESP USA Eclipse

Die ESP USA Eclipse wird (in sehr kleiner Stückzahl) in Handarbeit im kalifornischen ESP Custom Shop hergestellt.

Der Mahagonihals ist halb durchgehend [!] und hat ein eingefasstes Ebenholzgriffbrett. Der Mahagonikorpus trägt eine gewölbte Ahorndecke. Die ESP USA Eclipse ist mit zwei Seymour Duncan Alnico II Pro -Humbuckern bestückt, die man mithilfe des Push-Pull-Schalters im Tone-Poti auch splitten kann.

Videoclip: Jericho Guitars Fusion

Die Jericho Fusion ist eine Baritongitarre mit einer Mensur von 27 Zoll (68,6 cm).

Jericho Guitars ist eine texanische Firma, die ihre Modelle in Zusammenarbeit mit einer südkoreanischen Gitarrenschmiede herstellt. Jericho beziehen ihr Holz von einem Zulieferer aus British Columbia (Kanada). Das Tonholz wird dann nach Südkorea verschifft, wo die ganzen Holzarbeiten ausgeführt werden. Danach kommen die halbfertigen Gitarren nach Texas, und werden bei Jericho Guitars fertiggestellt.

Jericho Fusion – beauty shot – NEW

Gitarrenklassiker Teil 1: Die Gibson ES-335

Gibson ES-335 body beauty

Ted McCartyGibson’s Chef von 1950 bis 1966 – war kein “normaler” Firmenchef, der nur auf die Bilanz und das Marketing schielte. McCarty hatte zwei Abschlüsse, er war sowohl Betriebswirtschaftler als auch Ingenieur, und legte beim Gitarrendesign auch selbst gerne Hand an.

Das Jahr 1958 ist ein besonderes Jahr in der Geschichte der Firma Gibson; in diesem Jahr bekam die Les Paul ihre endgültige, klassische Form, und die Firma stellte ihre bahnbrechende Moderne-Serie (Flying V, Explorer) vor.

An der Moderne-Serie hatte McCarty selber aktiv mitgearbeitet, aber sein mit Abstand erfolgreichstes Design ist die halbakustische E-Gitarre. Die erste echte Halbakustische ist die im Jahr 1958 erschienene Gibson ES-335.

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Ted McCartys Idee war es, die Vorteile der elektrischen Solidbodygitarren (wie der Les Paul) mit den Vorteilen von Gibsons flachen Thinline-Archtops (z. B. Byrdland) zu verbinden, und gleichzeitig die meisten der Nachteile beider Gitarrentypen möglichst zu minimieren.

Eine große, aber flache vollakustische Jazzgitarre trägt sich angenehm, aber sie koppelt auf der Bühne sehr schnell zurück. Eine Solidbody hat deutlich mehr Sustain, und einen klareren Klang, aber der Korpus ist klein und kantig, und oft auch schwer.

McCarty kam auf die Idee den Hals und die Brücke an einem massiven Ahornstück zu befestigen, dass einen sehr flachen Korpus aus gesperrtem Ahorn durchläuft. Im Grunde ist die ES-335 eine veredelte Version von Les Pauls (dem Musiker, nicht dem Gitarrenmodell) selbstgebauter Log-Gitarre.

Das Resultat ist eine der erfolgreichsten E-Gitarren, und eines der besten Gibson-Designs – die Gibson ES-335.

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Die ersten 80 bis 100 Exemplare kamen 1958 noch mit uneingefasstem Griffbrett, und einem sehr flachen Halswinkel heraus (die Brücke lag praktisch auf der Decke auf).

Im Sommer ’58 hatte sich das Design aber in seinen Features gefestigt:

• fetter Mahagonihals (am 19. Bund eingeleimt)
• eingefasstes Palisander-Griffbrett mit Punkteinlagen (= Dot Neck)
• “Blumentopf” -Einlage in der Kopfplatte
• flacher, einfach eingefasster Ahornkorpus mit Mittelblock im Innern
• zwei Gibson-Humbucker
• Dreiwegschalter und vier Regler
• Tune-O-Matic-Brücke und Stopbar-Saitenhalter (seltener mit Bigsby-Vibrato)

Von 1958 bis 1960 war das Schlagbrett so lang, dass es bis zur Brücke reichte.
Die ES-335 war zuerst nur in braunem Sunburst oder in Natur erhältlich, wobei die “blonden” Gitarren deutlich seltener sind (Verhältnis ca. 1:5).

Gibson ES-335 58

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1960 gab es die ersten kosmetischen Änderungen an der Gibson ES-335:
Blonde wurde als Finish abgeschafft, und stattdessen wurde dem Sunburst ein nicht deckendes Kirschrot zu Seite gestellt. Außerdem wurde das Schlagbrett verkürzt, damit man leichter an den Tonabnehmer-Schalter kommt.

Zur gleichen Zeit fing man auch an mit der Form und der Wölbung der Korpushörner zu experimentieren:

Anfangs waren die Hörner sehr rund und stark gewölbt (= Mickey Mouse Ears), was zu Problemen in der Herstellung geführt hatte. Gerade die Wölbung verursachte oft Brüche im Sperrholz, und erschwerte auch das Lackieren und Polieren der Gitarre.

Mit der Zeit wurden die Hörner einen Hauch spitzer und mit weniger Wölbung gestaltet.

1960 wurde auch das Halsprofil in seiner Dicke etwas “entschärft”.

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Gibson ES-335 62

Die nächsten Änderungen gab es 1962:

• kleine Rechtecke ersetzten die punktförmigen Griffbretteinlagen (= Block Neck)
• die Brückenreiter wurden aus Nylon hergestellt
• die Potiknöpfe erhielten einen Metalldeckel mit Aufschrift (“Volume” oder “Tone”)

Zu dieser Zeit wurden auf der ES-335 auch Vibratos immer beliebter – entweder ein langes Bigsby (siehe Bild) oder Gibsons eigene Vibrola. Wenn die Löcher für den Saitenhalter schon gebohrt waren, hat man diese im Werk entweder mit einer gravierten Plastikplatte (“Custom Made”, siehe Bild) oder zwei runden Perlmuttscheiben abgedeckt.

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Gibson ES-335 64

Die schwerwiegendste Änderung am erfolgreichen Design wurde zum Jahreswechsel ’64 zu ’65 vorgenommen:
Der von der Les Paul -Serie übernommene Stopbar-Saitenhalter wurde durch ein für traditionelle Archtop-Gitarren typisches Trapez ersetzt.

Ob hinter der Änderung (nur) Gründe der Kostenersparnis oder auch (ernstzunehmende) klangliche Erwägungen standen, bleibt auch unter Experten weiterhin umstritten. Jedenfalls wurde durch das Trapez der Klang der ES-335 ein wenig weicher, jazziger.

Das Trapez blieb bis zum Jahr 1981 ein fester Bestandteil der ES-335.

Weitere Änderungen waren:

• ein schmalerer Hals am Sattel und ein deutlich dünneres Halsprofil (ab ca. 1966)
• ein flacherer Kopfplattenwinkel (1969-81) und eine Volute (1969-75)
• etwas größere F-Löcher (in den Siebzigern)
• Walnut (= nicht deckendes Dunkelbraun) als Farbvariante (in den Siebzigern)
• ein zweigeteilter Mittelblock mit einer Lücke zwischen den Tonabnehmern (ca. ’72-’77)

Gibson ES-335 70s

Seit 1982 orientiert sich die Standardversion der Gibson ES-335 an der 1960er Ausgabe des Modells – also: Punkteinlagen, runde Ohren, kurzes Schlagbrett, mitteldicker Hals. Es gibt aber auch Neuauflagen anderer Modellvarianten, z. B. Fat Neck – oder Block Neck -Versionen.

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Die Gibson ES-335 hat auch drei bekannte Schwestermodelle.

Gibson ES-330 60s

Die (ursprünglich günstigere) ES-330:
Die Gibson ES-330 fällt etwas aus dem Rahmen, weil sie kein Halbakustik-, sondern ein elektrisches Vollakustikmodell ist. Der Korpus hat keinen Mittelblock, weshalb der Hals tiefer eingeleimt ist (am 16. Bund), und diese Gitarre auch immer einen Trapez-Saitenhalter (oder ein Vibrato) hat.

Wie alle günstigeren Gibsons in den Fünfzigern hat auch die ES-330 als Tonabnehmer keine brummunterdrückenden Humbucker, sondern fett klingende P-90-Einspuler.

Die ES-330 hatte zwischen 1959 und 1962 Punkteinlagen aus Perloid und Tonabnehmer-Deckel aus schwarzem Plastik. Ab Mitte ’62 gab es dann rechteckige Perloideinlagen, und am Ende des gleichen Jahres wurden Metalldeckel-TA eingeführt.

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Gibson ES-345 60s

Die ES-345 – das Stereomodell:
Die ES-345 ist das nächst teurere Modell über der ES-335, was man an den aufwendigeren Griffbretteinlagen, der dreilagigen Korpuseinfassung (auf der Decke) und der vergoldeten Hardware sehen kann.

Die ES-345 hat zwei Besonderheiten in ihrer Elektronik: Diese Gitarre ist als Stereomodell konzipiert, man kann also mit einem Stereokabel beide Tonabnehmer einem jeweils eigenen Kanal/Verstärker zuleiten (wenn man das will). Oberhalb der Regler sitzt außerdem ein sogenannter Varitone-Schalter. Die passive Varitone-Schaltung erzeugt mithilfe zweier Spulen und einer Menge Kondensatoren fünf gefilterte, zusätzliche Klangvariationen.

Two Varitones

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Gibson ES-355

Die ES-355 – das Luxusmodell:

Die ES-355 ist das teuerste Standardmodell dieser Baureihe:

• Ebenholzgriffbrett mit Perlmutteinlagen
• siebenfach eingefasste Kopfplatte und Korpusdecke (drei Lagen Korpusboden)
• Varitone-Schaltung (fast immer)
• stereo (fast immer)
• Vibrato (fast immer)
• vergoldete Metallteile

Die ES-355 kam anfangs mit einer langen Gibson Deluxe Vibrola, aber auch kurze Gibson Vibrolas und das furchtbare Sideways-Vibrato wurden in den Sechzigern benutzt. Am häufigsten findet man allerdings ein Bigsby Vibrato auf der ES-355.

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Was ist mit Epiphone?

Die New Yorker Firma Epiphone wurde 1957 von Gibson aufgekauft, und alles verbleibende Inventar an Instrumenten und Maschinen nach Kalamazoo (Gibsons damaliger Sitz) transportiert.

Zwischen 1957 und 1970 wurden alle Epiphones in der Gibson-Fabrik hergestellt.

Ted McCarty und sein Team haben mit Epiphone ihre Händlerkette ausbauen können: Denn wenn es in einer Stadt schon einen Gibson-Stützpunkthändler gab, konnte ein zweites Musikgeschäft am Ort ein Epiphone-Stützpunkthändler werden.

Epiphone hat auch eine eigene Semiakustik-Serie im Programm gehabt, deren Modelle heutzutage in Korea und China unter Lizenz nachgebaut werden.

Die Epiphone-Modelle heißen:

Epiphone Casino 90s

Beatles Krone

Epiphone Casino (entspricht der Gibson ES-330) – eine der Beatles-Gitarren schlechthin.

Epiphone Riviera 60s
Epiphone Riviera, eine ES-335 mit Minihumbuckern und Frequensator-Saitenhalter (s. Bild) oder Vibrato.

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Epiphone Sheraton, eine Monoversion der ES-355 mit Minihumbuckern, Palisandergriffbrett (statt Ebenholz) und ohne Varitone. Die Sheraton hat entweder ein Vibrato (meistens Epiphones eigenes Tremotone-Design, s. Bild) oder einen Frequensator-Saitenhalter.

Epiphone Sheraton 2010

Die heutige Lizenzkopie hat meistens normale (=große) Humbucker, eine andere Kopfplatte und kein Vibrato.

Die Fender Telecaster: Toller Sound auf Kosten der Intonation?

Warum muss man die Oktavreinheit einstellen?

Der Abstand der Bundstäbchen entlang des Griffbretts wird anhand einer mathematischen Formel berechnet. Leider ist diese Formel rein theoretisch, d. h. sie berücksichtigt nicht die unterschiedliche Spannung (Stimmung), die unterschiedliche Saitendicke und die verschiedenen Saitenhöhen der Saiten auf einem Instrument. Diese Unterschiede führen aber dazu, dass eine Saite, die auf einen Bund heruntergedrückt wird, in der tatsächlichen Tonhöhe von der theoretisch richtigen Tonhöhe abweicht (meistens ist der tatsächliche Ton zu hoch). Um diese Tonhöhenabweichung aufzufangen, muss der Auflagepunkt der Saiten am Steg (oder an der Brücke) vom theoretisch richtigen Saitenauflagepunkt abweichen – und zwar für jede Saite etwas anders.

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Bei akustischen Gitarren erreicht man dies durch eine angewinkelte Stegeinlage, die häufig sogar noch unterschiedliche Auflagepunkte für die einzelnen Saiten aufweist.

Jazz guitar bridge

Die frühesten E-Gitarren waren modifizierte Archtop-Gitarren (akustische Gitarren mit gewölbter Decke), und hatten Palisander- oder Ebenholzbrücken mit hinein geschnitzten „Stufen“ für die Oktavreinheit. Zur Grobeinstellung der Intonation konnte man diese Brücken einfach auf der Gitarrendecke verschieben.

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Fender 52 Reissue

Der wesentlich klarer definierte Sound der Solidbody-Gitarre, bei der der Korpus aus Massivholz ausgeschnitten wird, machte eine genauere Einstellung der Oktavreinheit notwendig.

52 Tele Bridge

Leo Fenders neuartige Esquire/Broadcaster/Telecaster-Brücke kombinierte eine Grundplatte aus Blech (in die der Brückentonabnehmer eingebaut war) mit Einstellschrauben für die Saitenhöhe (je Saite) und die Oktavreinheit (in Saitenpaaren).

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Die in den frühen Fünfzigern neuartige Brücke der Fender Telecaster spielt eine wichtige Rolle für den besonderen Twang diese Gitarrentyps.

close-up Fender bridge

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Im Verlauf der 1950er und 60er experimentierte man bei Fender mit unterschiedlichen Brückenreitertypen – Messing (glatt), Stahl (glatt), Stahl („Gewindestange“) und Stahlreitern mit je einer Rille pro Saite – aber die Grundbauweise blieb unverändert. Eine Blechwanne mit drei Brückenreitern – super Sound, aber nicht ganz präzise Intonation.

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70s Fender six-saddle

Zwanzig Jahre nach der Markteinführung von Fenders bahnbrechender Solidbody-Gitarre hatten sich einige Dinge geändert.

Im Jahr 1951 konnte man mit der Drei-Reiter-Brücke recht gut leben, denn die üblichen Saitensätze von damals (12er oder 13er) hatten umsponnene g-Saiten. Der größte Sprung in der Intonation ist zwischen der höchsten umsponnenen Saite und der tiefsten nicht-umsponnenen, damals also von der g- zur h-Saite. Diese beiden Saiten lagen auf verschiedenen Brückenreitern, weshalb man den Sprung in der Stellung der Reiter gut in den Griff bekommen konnte.

In den späten Sechzigern benutzten die meisten Gitarristen wesentlich dünnere Saitensätze, bei denen die g-Saite nicht umsponnen ist. Die unumsponnene g-Saite verlagerte den Intonationssprung auf einen einzigen, nämlich den mittleren der drei Reiter.

Die Firma Fender behielt zwar auf ihren regulären Telecaster-Modellen die Drei-reiter-Brücke bei, aber die meisten neuen Modelle in den Siebzigern bekamen neue Brücken mit sechs Reitern verpasst. Oben siehst du zum Beispiel eine Sechs-Reiter-Brücke, die man auf der zweiten Version der Telecaster Custom (eingeführt 1972) finden kann.

Diese neue Brücke ermöglichte jetzt eine exakte Einstellung der Oktavreinheit, aber viele Tele-Liebhaber fanden, dass dieser Brückentyp den Klang der Gitarre ausdünnte und spitzer machte (auch wenn ein Teil dieses Problems womöglich an Fenders veränderten Brückentonabnehmern lag).

Hipshot 6-saddle

Modern Fender 6-saddle

Neuere Brückenmodelle von Herstellern, wie z. B. Hipshot, Gotoh oder Fender, haben meistens eine dickere Grundplatte. Diese Brücken funktionieren klasse, aber viele Hardcore-Fans der Telecaster finden, dass die dickeren Grundplatten den Twang des Instruments zu sehr dämpfen.

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Es gibt aber auch einen anderen, twangfreudlicheren Ansatz das Intonationsproblem zu lösen: Die Blechgrundplatte bleibt, nur die Brückenreiter werden ausgetauscht.

Joe Barden angled

Tonabnehmer-Spezialist Joe Barden erfand für den (leider zu früh verstorbenen) Tele-Master Danny Gatton eine Brücke, bei der die Gewinde schräg in die Messingreiter geschnitten werden.

Wilkinson

Graph Tech

Diese Austauschreiter von Wilkinson und Graph Tech habe pro Reiter zwei Rampen, die den Saiten unterschiedliche Auflagepunkte vorgeben.

Diese drei Ansätze (Barden, Wilkinson und Graph Tech) funktionieren toll, und lösen das Problem der Oktavreinheitwork sehr effektiv, solange man nur Saitensätze mit unumsponnenen g-Saiten benutzt.

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Mastery stainless steel

Wer allerdings die volle Freiheit haben möchte, egal welche Saiten zum Einsatz zu bringen, sollte sich für eine Lösung entscheiden, bei der man den Winkel der Brückenreiter selber einstellen kann. Gute Beispiele hierfür sind die Austausch-Reiter aus dem Hause Wilkinson oder diese Stahlbrücke von Mastery.

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Wieso schwören, trotz all der neuen Erfindungen und der unpräzisen Oktavreinheit, immer noch so viele Gitarristen auf Telecaster-Modelle im „veralteten“ Vintage-Stil? Ganz einfach: Der Mensch lernt sehr schnell „das Beste“ aus den Gegebenheiten zu machen, mit denen uns ein Design konfrontiert.

Im Fall der Fender Telecaster bedeutet dies, dass die meisten Tele-Spieler gelernt haben ihre Gitarre so einzustellen und zu stimmen, dass sie mit den Ungenauigkeiten leben können.

Hier sind drei Ansätze (aus einer Vielzahl von Möglichkeiten):

1.) Der 50 Prozent Ansatz

Nachdem du einen neuen Satz Saiten aufgezogen hast, stellst du als Erstes (mit deinem Stimmgerät) die Brückenreiter so ein, dass die Oktavreinheit, sowohl für die beiden E-Saiten, als auch für die g-Saite (ich nenne die drei die „allerwichtigsten“ Saiten), am zwölften Bund korrekt ist. Stimme im weiter Verlauf deine Tele immer so, dass du die leeren E-Saiten, und die leere g-Saite, auf die richtige Tonhöhe stimmst. Die restlichen drei Saiten (A, D und h) werden dann so gestimmt, dass die Stimmung am siebten Bund gegriffen korrekt ist.

Die A-, D- und h-Saite sind jetzt natürlich oberhalb und unterhalb des siebten Bundes nicht hundertprozentig „sauber“, aber im Ganzen kling deine Tele jetzt besser temperiert, als wenn du diese Saiten leer gestimmt hättest. Du kannst abschließend die Stimmung noch etwas (mit dem Ohr) mit offenen Akkorden nachjustieren.

2.) Tuner-temperiert

Nachdem du einen neuen Satz Saiten aufgezogen hast, stellst du als Erstes (mit deinem Stimmgerät) die Brückenreiter so ein, dass die Oktavreinheit (am zwölften Bund) bei allen Saiten relativ gleichmäßig „daneben“ ist. Also zum Beispiel beim E- und A-Saitenpaar so, dass die E-Saite einen Tick zu hoch ist, während die A-Saite einen Tick zu niedrig. Nachdem du alle Saiten so eingestellt hast, stimme deine Tele so, dass die Tonhöhe am siebten Bund gegriffen korrekt ist.

Alle Saiten sind jetzt natürlich oberhalb und unterhalb des siebten Bundes nicht hundertprozentig „sauber“, aber im Ganzen kling deine Tele jetzt besser temperiert, als wenn du die Saiten einfach leer gestimmt hättest. Du kannst abschließend die Stimmung noch etwas (mit dem Ohr) mit offenen Akkorden nachjustieren.

3.) A-temperiert

Nachdem du einen neuen Satz Saiten aufgezogen hast, stellst du als Erstes (mit deinem Stimmgerät) die Brückenreiter so ein, dass die Oktavreinheit (am zwölften Bund) bei allen Saiten relativ gleichmäßig „daneben“ ist. Also zum Beispiel beim E- und A-Saitenpaar so, dass die E-Saite einen Tick zu hoch ist, während die A-Saite einen Tick zu niedrig. Stimme danach die leere A-Saite auf die korrekte Tonhöhe. Als nächstes benutze die A-Saite als deinen Referenzton, und stimme die restlichen Saiten wie folgt:

• Die E-Saite am fünften Bund zur offenen A-Saite

• Die D-Saite am siebten Bund zur offenen A-Saite (oder dem Flageolettton am 12. Bund)

• Die g-Saite am zweiten Bund zur offenen A-Saite (oder dem Flageolettton am 12. Bund)

• Die h-Saite am zehnten Bund zur offenen A-Saite (oder dem Flageolettton am 12. Bund)

• Die hohe e-Saite zur offenen A-Saite (oder dem Flageolettton am 12. Bund)

Du kannst abschließend die Stimmung noch etwas (mit dem Ohr) mit offenen Akkorden nachjustieren.

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Wie schon gesagt, diese Methoden sind nicht die Heiligen Zehn Gebote, sondern nur drei Arten, die dir das Leben mit einer Drei-Reiter-Telecaster leichter machen können. Am Ende entscheiden immer noch deine Ohren!

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