Produktdemo: Bluetone Ghost

Der finnische Gitarrist Kai Järvinen stellt den nagelneuen Bluetone Ghost vor.

Kai spielt eine Fender Custom Shop 1960 Stratocaster NOS und eine Gibson Custom Shop 1958 Les Paul Standard VOS.

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Bluetone Ghost

• Handgefertigt in Finnland

• Basiert auf einem alten Gibson-Verstärker, dem GA-8 Combo

• Ungefähr 8-10 W Ausgangsleistung

• High- und Low-Eingänge

• Regler für Volume und Tone

• Dreiwegschalter für Negative Rückkopplung/Aus/Booster

• Dreistufige Bluetone OPC-Schaltung

• Single-Ended Endstufe (6V6GT)

• Ein 12-Zoll Celestion Alnico Blue Lautsprecher

Mehr Info unter: http://www.bluetone.fi/ghost/

Testbericht: Bluetone Shadows Reverb Gitarrenkombo

Für viele Gitarristen ist der AC30 von Vox der ultimative Gitarrenamp schlechthin.

Den AC30 – ursprünglich für die Shados entwickelt – kennt man weltweit als den „Beatles-Verstärker“. Über die Jahrzehnte machten unzählige Gitarristen mit dem Komboklassiker Musik. Zu den bekanntesten gehören bestimmt Brian May (von Queen), Rory Gallagher und The Edge von U2.

Trotz ihres legendären Status sind alte Vox AC30s nicht ganz problemlose Verstärker:

Der Kombo ist mit zwei Zwölfzollern bestückt, die in einem recht großzügigen Gehäuse untergebracht sind, was den Klassiker schwer und schwer zu transportieren macht. Alte Originale haben auch keinen Mastervolumen-Regler, weshalb man Zerrsounds nur bei hohen Schalldrücken hervorgelockt bekommt – nichts für Auftritte in kleinen Restaurants oder bei Hochzeitsgigs. Bei alten AC30s sind außerdem alle Röhren – ja, auch die für die Endstufe – beinahe komplett von einem Metallgehäuse eingeschlossen. Das kann unter Umständen zu Hitzestaus führen, was dem Ampklassiker einen unzuverlässigen Ruf eingebracht hat.

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(Foto: Studiofreak/Photobucket)

Die finnische Boutique-Amp-Schmiede Bluetone hat kürzlich einen Kombo herausgebracht, der uns Gitarristen den Sound des Klassikers in kompakter Form offerieren will. Der neue Kombo heißt Bluetone Shadows Reverb, und er beinhaltet eine Reihe technischer Verbesserungen und moderner Detaillösungen.

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Der Bluetone Shadows Reverb (Preis der getesteten Version: 1.950 €) ist ein einkanaliger Vollröhrenverstärker mit Federhall. Der Kombo ist gedacht als moderne, kompaktere Version des „perfekten“ Top-Boost-Kanals.

Der Shadows Reverb läuft in Klasse AB, und bringt es auf eine Ausgangsleistung von 15 bis 30 Watt (abhängig von der Stellung des eingebauten Variac-Schalters).

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Das Kombogehäuse wird aus hochwertigem Sperrholz hergestellt. Der Shadows Reverb ist deutlich kleiner und weniger tief als sein Vorbild aus den Sechzigern.

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Zum größten Teil sind die kompakteren Maße ein Verdienst der kleineren Lautsprecher. Der Bluetone ist mit zwei Celestion Alnico Gold Zehnzöllern bestückt, während das Original zwei Zwölfzöller beherbergt.

Bluetone lässt die Lautsprecher des Shadows Reverb etwa ein dutzend Stunden an einem Oszillator angeschlossen laufen, um den fabrikneuen Lautsprechern ihre anfängliche Starre auszutreiben.

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Dieser Bluetone-Kombo hat drei Röhren des Typs 12AX7, sowie eine 12AT7 in seiner Vorstufe.

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Die Enstufe ist auf vier EL84-Röhren aufgebaut. Der Shadows Reverb ist ein Verstärker mit Kathoden-Bias, weshalb man ihn normalerweise beim Röhrenwechsel nicht neu einzumessen braucht.

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Obwohl der Bluetone Shadows Reverb „nur“ einen Kanal hat, bieted einem dieser Kombo eine erstaunlich breite Palette an verschiedenen Sounds, dank einiger spezieller Features in seiner Endstufe.

Der Shadows Reverb hat zwei Gitarreneingänge – Low und High – für Singlecoil- und Humbuckergitarren.

Der Zweiband-Equalizer ist eine Baxandall-Schaltung – mit ihren typisch-interaktiven Bass- und Diskantreglern. Zusätzlich gibt es noch einen dreistufigen Bass Cut -Schalter, bei dem man zwischen dem grellen Top-Boost-Sound und zwei fetteren Alternativen wählen kann.

Der röhrenverstärkte Federhall klingt einfach super. Der Hallregler lässt sich leicht und genau einstellen – von ganz trocken bis zu manischem Surf-Getöse.

Die Entstufe wird von drei Reglern kontrolliert:

Cut ist ein letzter, allgemein wirkender Diskantfilter.

Bluetone baut seine Master-Volume-Regler hinter dem Phasenumkehrer in die Signalkette ein, also praktisch direkt vor den Lautsprecher. Dies ermöglicht fette Endstufenzerrsounds bei Zimmerlautstärke, mit nur minimalen negativen Auswirkungen auf den Grundsound des Amps.

Wie schon anfangs erwähnt ist im Shadows Reverb auch ein Variac eigebaut. Obwohl der Variac auch die Lautstärke des Kombos senkt, funtioniert er anders als ein Masterregler. Per Variac ändert man die internen elektrischen Betriebsspannungen der Endstufenröhren, was den cleanen Headroom verkleinert und den Kombo stärker komprimieren lässt.

Aufgrund unerwarteten Kundeninteresses musste ich den Bluetone-Kombo leider deutlich früher als erwartet zurückgeben. Glücklicherweise hatte ich schon zwei Demotracks mit dem Shadows Reverb aufgenommen.

Der erste (unverzerrte) Demosong hat zwei Rhythmusgitarren – eine Fender Telecaster (linker Kanal) und eine Kasuga ES-335-Kopie aus den 1970ern (rechter Kanal). Die Sologitarre wurde mit einer Fender Stratocaster eingespielt. Alle Gitarrenspuren wurden mit einem AKG C3000 Kondensatormikro aufgenommen, welches ca. 80 cm vom Kombo entfernt stand:

Der zweite (angezerrte) Demosong ist komplett mit einer Stratocaster (und ohne zusätzliche Pedale) aufgenommen worden. Alle Spuren sind mit zwei Shure SM57 Mikrofonen (close) in stereo aufgenommen worden:

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Der Shadows Reverb von Bluetone ist eine ausgezeichnete Boutique-Amp-Variation des berühmten Vox-AC30-Themas. Wie alle Bluetones wird auch der Shadows Reverb in akribischer Handarbeit in Helsinki hergestellt. Die hohen technischen Standards der Firma spiegeln sich unter anderem im extrem geringen Rauschen und Netzbrummen des Kombos wider.

Dieser Kombo macht einfach Spaß. Der Bluetone Shadows Reverb hat einfach „diesen Sound“, von dem man einfach nicht genug bekommt. Der Bluetone ist nur halb so schwer wie ein AC30, und lässt sich – auch dank seiner geringeren Außenmaße – leicht in einem Kleinwagen verstauen.

Dank des Mastervolumereglers und der Variac-Schaltung macht der Shadows Reverb überall eine gute Figur – egal, ob zuhause, im Studio oder auf der Bühne.

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Bluetone Shadows Reverb

ab 1.700 € (Testversion: 1.950 €)

Hersteller: Bluetone Amps

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Pluspunkte:

+ finnische Handarbeit

+ kompakte Größe

+ reduziertes Gewicht

+ echter Federhall

+ Variac- und Master-Volume-Regler

+ Sound

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Testbericht – Marshall DSL5C

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Marshall DSL5C – close-up 1

Marshalls DSL5C-Combo ist das jüngste und kleinste Mitglied der DSL-Serie.

Die Ursprünge der DSL-Serie reichen bis ins Jahr 1997 zurück, als Marshall ihr (inzwischen legendäres) JCM2000 Dual Super Lead Topteil vorstellten. Der JCM2000 war der erste Marshall-Verstärker, der sowohl einen klassischen Plexi-Kanal, als auch einen modernen Ultra Gain -Kanal, in einem Paket anbot.

Die ursprüngliche DSL-Serie war bis 2007 in Produktion, und wurde danach von der JVM-Modellreihe abgelöst. Die neue, überarbeitete DSL-Serie bietet jetzt einen günstigen Einstieg in Vollröhrenamps, denn sie wird in Marshalls eigener Fabrik in Vietnam hergestellt.

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Marshall DSL5C – full front

Wie aus dem Namen unschwer ersichtlich ist, handelt es sich beim Marshall DSL5C (Preis in Finnland ca. 500 €) um einen zweikanaligen Comboverstärker mit fünf Watt Ausgangsleistung.

Was das Aussehen und die Verarbeitung angeht, handelt es sich bei diesem Kleinen tatsächlich um einen vollblütigen Marshall. Die Qualitätskontrolle in der vietnamesischen Fabrik muss genauso stringent sein, wie im britischen Haupthaus. Der DSL5C sieht klasse aus, und er wirkt sehr robust und vertrauenserweckend.

Marshall DSL5C – full back

Der DSL5C hat ein offenes Lautsprechergehäuse. Die obere Öffnung in der Rückwand ist mit einem Metallgitter abgesichert, damit man nicht versehentlich in die heißen Röhren greifen kann.

Marshall DSL5C – valves

Dieser kleine Marshall ist in der Vorstufe mit drei Röhren bestückt (ECC83/12AX7), während die Endstufe mit einer einzigen Röhre auskommt (ECC99/12BH7).

Marshall DSL5C – Celestion Ten 30

Der Lautsprecher des DSL5C-Combos ist ein Celestion Ten 30 mit zehn Zoll Durchmesser. Wir können uns also auf fette, warme Bässe und den legendären Celestion-Crunch mit gutem Biss gefasst machen.

Marshall DSL5C – angle 1

Dieser kompakte Combo wiegt nur knappe fünf Kilo – er lässt sich also leicht mit dem mit Gummi bezogenen Griff transportieren.

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Marshall DSL5C – front panel

Der Marshall DSL5C ist ein Vollröhrenteil mit zwei Kanälen:

Kanal 1 – genannt Classic Gain – ist im Sound und Gainverhalten dem legendären Marshall 1959 -Topteil nachempfunden. Der Classic-Kanal fängt mit frischen, perlenden Cleansounds an, und hört bei den klassischen Zerrsounds der Siebziger auf. Aber Vorsicht: Dieser Kanal hat keinen Mastervolumen-Regler, weshalb das Zerrsounds nur bei (relativ) hohen Lautstärken möglich sind – außer man bedient sich des Power Mode -Schalters (s. weiter unten im Text).

Der zweite Kanal – Ultra Gain – liefert einem das volle, moderne High Gain -Zerrbrett mit saftiger Kompression.

Beide Kanäle teilen sich den 3-Band EQ des Combos, was natürlich bedeutet, dass man einen leichte Kompromisse bei der Klangreglung eingehen muss. Glücklicherweise ist das Voicing der zwei Kanäle beim Marshall DSL5C schon so ausgerichtet, dass der gemeinsame EQ kein wirkliches Problem darstellt.

Wenn man den Tone Shift -Knopf hereindrückt, bekommt man einen in den Mitten ausgedünnten, etwas aggressiveren Sound, der ideal für zeitgemäße Metal-Stile ist. Der Deep-Knopf wiederum gibt dem Klangbild mehr Bässe, also einen fetteren Ton.

Marshall DSL5C – back panel

Auf der Rückseite des Combos befindet sich der Anschluss für den mitgelieferten Kanalschalter (s. unten), sowie die Effektschleife des DSL5Cs.

Ein klasse Bonus dieses kleinen Marshalls ist der eingebaute Direktausgang (mit Lautsprechersimulation), dessen genaue Funktion von der Stellung des Power Mode -Schalters abhängt:

Im Full Power -Modus liegt am Direktausgang ein Line-Pegel-Signal an, welches man direkt an ein Mischpult (oder anderes Recording-Equipment) anschließen kann. Bei Full Power bleibt der eigene Lautsprecher des Combos angeschaltet, auch wenn man einen Stecker in den Direktausgang gesteckt hat. Im Low Power -Modus (die Bedienungsanleitung spricht von einem halben, die Webseite von einem Watt Leistung) fällt der Pegel auf ein für Kopfhörer passendes Level. Wenn man Kopfhörer an den Combo anschließt, wird der Lautsprecher automatisch abgestellt. Der Aux-Eingang funktioniert nur bei Low Power, und sein Eingangssignal wird dem Kopfhörersignal zugefüttert.

Marshall footswitch

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Marshall DSL5C – close-up 2

Meiner Meinung nach ist der Marshall DSL5C ein fantastischer kleiner Rock- und Metal-Combo, der sowohl im Wohnzimmer, als auch im Studio, bei kleineren Proben, und als Backstage-Amp zum Aufwärmen eine sehr gute Figur macht.

Mein einziger, kleiner Kritikpunkt betrifft den Direktausgang des Testgeräts, welcher schon etwas stärker rauschte, als ich das von anderen, ähnlichen Verstärkern her gewöhnt bin. Glücklicherweise ließ sich das Rauschen zum allergrößten Teil bei der Aufnahme mit dem EQ des Sequencers weg regeln. Es ist auch möglich, dass der Direktausgang des Testgeräts vielleicht eine kleine Macke hatte.

Die beiden Kanäle des DSL5Cs bieten einem ein breites Spektrum an tollen Rock-, Metal- und Thrash-Sounds. Dabei hat der Power-Modus einen direkten Einfluss auf den Sound und vor allem die Gainstruktur der Klänge. Der Low Power -Modus senkt nämlich nicht nur den Lautstärkepegel, sondern lässt das Gitarrensignal auch viel früher komprimieren. Dies bedeutet, dass man mit dem Power Mode -Schalter zwischen sehr tighten (Full Power) und eher schmatzend-saftigen Sounds (Low Power) wählen kann.

Alle folgenden Klangbeispiele habe ich im Full Power -Modus aufgenommen, damit es einfacher ist den Mikrofonsound und das Lautsprecher-Modelling des Direktausgangs miteinander zu vergleichen.

Es geht los mit meiner (Maple Neck) Stratocaster und einer Clean-Einstellung im Classic-Kanal (aufgenommen mit einem Shure SM57):

…und hier ist der gleiche Clip mit dem Sound vom Direktausgang:

Weiter geht’s mit dem Classic-Kanal und dem Halshumbucker meiner Hamer USA Studio Custom (SM57):

…und hier das gleiche Stückchen per Direktausgang:

Hier hört ihr meine Strat und den Ultra-Kanal (Tone Shift: aus); aufgenommen mit dem SM57:

…und hier ist das Gegenstück aus dem Direktausgang:

Jetzt noch meine Hamer (in Drop-D-Stimmung) über den Ultra-Kanal (Tone Shift: an), und mit dem Mikrofon abgenommen:

…und als letztes die Direktversion:

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Marshall DSL5C – Hamer Studio Custom

Marshalls „knuddeliger und süßer“ DSL5C-Combo ist sowohl eine klasse Wahl als erster Röhrenamp („My First Marshall“), als auch ein Präzisionswerkzeug für solche Situationen, in denen eine große Ausgangsleistung ein echtes Problem darstellen würde (z. B. im Wohnzimmer oder im Projektstudio).

Der DSL5C ist ein waschechter, aber trotzdem sehr kompakter, Vollröhren-Marshall mit dem legendären Rock-Sound dieser Marke. Dank der Fertigung in Vietnam, ist das Preisschild sehr musikerfreundlich ausgefallen – toll!

Marshall DSL5C – angle 2

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Marshall DSL5C

Preis in Finnland z. Zt. ca. 500 €

Finnischer Vertrieb: EM Nordic

Herzlichen Dank an DLX Music Helsinki für das Bereitstellen des Testgerätes!

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Plus:

+ Preis-Leistungs-Verhältnis

+ Fertigungsqualität

+ Sound

+ Power Mode -Schalter

+ Direktausgang mit Lautsprechersimulation

+ Fußschalter im Preis inbegriffen

Minus:

– Direktausgang rauscht etwas (s. Testbericht)