Die Tokai Guitars SG-92 (bis vor Kurzem noch als SG-75 erhältlich) ist das Topmodell unter den Gibson SG -Kopien der Firma – eine japanische Edelversion des US-amerikanische Originals aus den frühen Sechzigern.
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Die Tokai SG-92 (Preis in Finnland z. Zt.: 729 €) basiert auf der Gibson SG, die ihrerseits im Jahr 1961 als die „neue“ Les Paul Standard vorgestellt worden war. Die originale Les Paul -Serie verkaufte sich immer schlechter, weshalb der damalige Chef von Gibson, Ted McCarty, veranlasste die Modellreihe gründlich zu überarbeiten. Ziel war es, eine leichtere und komfortablere Gitarre zu kreieren.
Les Paul selbst mochte „seine“ neue Gitarre nicht, und erneuerte seinen Endorser-Vertrag mit Gibson nicht, was 1963 zur Umbenennung der neuen Gitarre als Gibson SG führte.
Die Tokai SG-92 ist eine originalgetreue Version dieses E-Gitarren-Klassikers, mit einer sehr großen Liebe zum Detail.
Der Korpus ist aus zwei Teilen Mahagoni mittig so genau verleimt, dass man die Leimnaht nur mit der Lupe findet. Das durchscheinende kirschrote Finish unterstreicht die Kurven dieses Instruments, und gibt den Blick auf die schöne Holzmaserung frei.
Hochwertige Kopien der originalen Kluson Tulip -Stimmmechaniken kommen bei der Tokai SG-92 zum Einsatz.
Das in cremeweiß eingefasste Palisandergriffbrett trägt die traditionellen trapezförmigen Einlagen. Die Qualität der Bundierung ist beeindruckend.
Originale SGs aus verschiedenen Jahrgängen und/oder Modellreihen weisen unterschiedliche Halsübergänge auf. Bei der Tokai SG-92 sitzt der Halsübergang am letzten Bund, dem 22. Diese Art den Hals einzuleimen gibt der Greifhand uneingeschränkten Zugang zu den höchsten Bünden, was allerdings etwas auf Kosten der Stabilität geht. Wer sich eine SG leistet, sollte sich unbedingt auch Straplocks, einen guten Gitarrenständer und einen stabilen Koffer zulegen.
Auch was die Tonabnehmer-, Regler- und Hardware-Ausstattung angeht ist die Tokai eine echte SG.
Die Brücke ist eine moderne Version der Tune-o-matic, die glücklicherweise ohne die (oft scheppernde) Metallfeder auskommt. Hier sind die Brückenreiter vernünftig im Brückengehäuse verankert. Alte Tune-o-matics aus den 1960ern haben einen langen Metalldraht, der die Reiter, im Falle einer gerissenen Saite, am Platz halten soll.
Die beiden Humbucker sitzen bei den meisten SGs, im Vergleich zur Les Paul, leicht versetzt:
Der Halstonabnehmer sitzt ca. zwei Zentimeter dichter an der Brücke, um den SG-Halsansatz nicht weiter zu schwächen. Damit der Klang des Brückentonabnehmers sich möglichst stark von dem des Halshumbuckers unterscheidet, wurde der Brücken-TA auch einige Millimeter in Richtung Brücke versetzt.
So sieht das „Armaturenbrett“ bei einer richtigen SG aus – der Kippschalter, die vier Regler (2 x Volumen, 2 x Klang) und die Ausgangsbuchse sitzen ganz dicht beieinander am unteren Rand des Korpus.
Man sollte seine SG möglichst mit einem Kabel mit Winkelstecker benutzen, weil der Winkelstecker eine geringere Hebelwirkung auf die Buchse (und das Mahagoni drumherum) ausübt.
Saubere Qualitätsarbeit auch im Inneren – super!
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Echte Gibson SGs aus den Sechzigern haben meistens recht dünne Halsprofile, und ab ca. 1966/67 auch schmälere Hälse. Einige Gitarristen, so zum Beispiel Angus Young (AC/DC), stehen auf gerade diese Halsform, während andere doch eher etwas mehr „Fleisch“ vorziehen.
Glücklicherweise hat man sich bei Tokai auf einen stimmigen Kompromiss verständigt: Der Hals der SG-92 hat ein sehr angenehmes D-Profil, welches nur ein wenig muskulöser ist als Gibsons typisches 60er Profil.
Meiner Meinung nach lässt sich ein etwas dickerer Hals vor allem besser spielen, aber außerdem bekommt man durch zusätzliches Holz auch einen fetteren Ton, besonders bei SGs, bei denen der lange, freistehende Hals oft etwas vom Sustain absorbiert.
Die extrem leichte Test-Tokai verdeutlicht die klanglichen Unterschiede zwischen einer SG-artigen Gitarren und einer Les Paul sehr gut. Ohne Verstärker gespielt klingt eine gute SG einfach deutlich offener und lebhafter, mit anmutig singenden Mitten und disziplinierten Bässen. Die SG-92 hat ein sehr lebendiges Klangbild und ist in der Dynamik äußerst nuanciert.
Die tollen Tokai PAF-Vintage Mk3 -Tonabnehmer sind wie gemacht für die SG-92: Ihr vintage-artiger Sound, sowie die gemäßigte Ausgangsleistung dieser Zweispuler, sorgen für einen frischen und dynamischen verstärkten Klang, ohne verschnupfte Mitten.
Die Platzierung beider Tonabnehmer, nämlich näher zur Brücke, unterstreicht dabei noch den helleren Grundklang der SG (gegenüber einer Les Paul). Der Hals-TA der Tokai SG-92 läuft nie Gefahr matschig zu wabern, sondern kling klar und rein, und der knackig-drahtige Brückenhumbucker macht diese SG sogar zu einer guten Wahl für Country-Picker.
Hier ist ein Klangbeispiel mit cleanen Sounds:
So klingt die Tokai im verzerrten Kanal:
Hier ist die Tonspur des You Tube -Videos:
Die Tokai SG-92 ist ohne Zweifel die beste Gitarre im SG-Stil, die ich bisher spielen durfte. Diese Tokai ist ein Paradebeispiel für ein unschlagbares Preis-Leistungsverhältnis.
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Tokai SG-92
Preis in Finnland z. Zt.: 729 €
Finnischer Vertrieb: Musamailma
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Plus:
+ Preis-Leistungsverhältnis
+ Verarbeitungsqualität
+ Halsprofil
+ Tonabnehmer
+ Bespielbarkeit
+ Sound
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