Testbericht: Harley Benton DC-60 Junior

Hier ein Gitarrendemo, welches auf dem Who-Klassiker „Baba O’Reilly“ basiert.
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• Alle Gitarrenspuren wurden mit der Harley Benton DC-60 Junior aufgenommen (Setup und Saiten im Werkszustand)
• Gitarrenverstärker: Bluetone Shadows Jr (handgebauter finnischer Kombo) & Juketone True Blood (chinesischer Point-to-Point Tweed Champ Klon)
• Es wurden keine Effektpedale benutzt
• Mikrofon: Shure SM57
• Audiointerface: Universal Audio Volt 2

„Preisgünstig, aber gut – gibt’s sowas wirklich?“ ist eine Frage, die wir Gitarristen uns im Zeitalter der Billiggitarren und Versandhausmarken immer öfter stellen. Auf dem Papier sehen viele dieser supergünstigen Instrumente zum Anbeißen verlockend aus, aber wird da mehr versprochen, als zu den Niedrigpreisen wirklich gehalten werden kann?

Ich bin ein großer P-90-Fan, und stehe besonders auf die Junior-Modelle aus den 1950ern und 60ern des Hauses Gibson. Also beschloss ich „ins tiefe Wasser zu springen“, und einfach die Harley Benton DC-60 Junior von Thomann zu bestellen, um Genaueres heraus zu finden.

Die DC-60 Junior ist Harley Bentons Kopie einer Gibson SG Junior (oder TV, wenn sie weiß ist) aus den frühen Sechzigern. Je nach gewähltem Finish kostet dieses Modell zwischen 160 und 200 Euro.

Diese Harley Benton hat einen eingeleimten Hals und einen Korpus aus philippinischem Meranti (ein Mahagoni-ähnliches Holz).

Der Korpus der DC-60 Junior ist ca. 4 mm dicker als der des Originals. Harley Benton hat die Hörner ihres Modells auch leicht gegenüber dem Original modifiziert, um „Ärger“ mit Gibson Guitars zu vermeiden. Die klassische Pelham Blue Metallic-Lackierung ist sehr sauber ausgeführt.

Das Griffbrett der DC-60 Junior ist aus Amaranth – auch als Purple Heart bekannt – gefertigt. Es wirkt ab Werk etwas trocken.

Die 22 mittelgroßen Bünde sind sauber eingesetzt und gut nachbearbeitet. Die Gitarre war direkt aus dem Paket gut bespielbar. Der Griffbrettradius ist mit 350 mm/14 Zoll sehr Bending-freundlich.

Auf der Wirbelplatte finden sich anständig funktionierende Wilkinson-Stimmmechaniken mit weißen Plastikknöpfen im Vintagestil.

Die Volute – also die Verdickung am Übergang von der Kopfplatte zum eigentliche Hals – ist ein Gibson-Merkmal aus den Siebzigern, welches einem Abbrechen der Kopfplatte bei kleineren Stürzen vorbeugen soll.

Die Harley Benton DC-60 Junior bietet ein sehr sinnvolles Update als Standard:

Originale SG Juniors kamen die ersten zwei Jahre mit unkompensierten Wraparound-Brücken, und danach mit Wraparounds mit kleinen Stüfchen, die die Oktavreinheit voreingestellt haben. Die Oktavreinheit kann bei solchen Brücken nur ungefähr eingestellt werden, in dem man die Schrägstellung der Brücke mit den eingelassen Madenschrauben verändert.

Die Brücke dieses Harley Benton Modells ist eine wertige WSC-Partsland-Kopie einer Leo Quan Badass Brücke, die in den 1970ern gerade für Gibson Junior und Special Modelle entwickelt worden ist. Eine Badass-Brücke kombiniert die Vorteile einer Wraparound-Brücke (direkte Saitenansprache) mit den einzelnen Saitenreitern einer Gibson Tune-o-matic.

Einige andere Tester beklagen sich im Internet, dass diese Badass-Kopie unbequem scharfkantig unter der Hand liegt. Mir persönlich gefällt diese Brücke sehr gut, und ich habe keine Probleme mit dem Dämpfen.

„Junior“ bedeutet in der Gibson-Nomenklatur eine Elektrogitarre mit nur einem P-90-Tonabnehmer in Brückennähe.

Bei der DC-60 Junior handelt es sich um einen Roswell P-90 auf Basis von Alnico V Magneten. Der P-90 ist ein breiter, aber flacher Einspuler, der generell einen fetteren Sound anbietet, als man es zum Beispiel von einem typischen Stratocaster-Tonabnehmer gewohnt ist.

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Der Hals der Harley Benton DC-60 Junior liegt schön rund und vergleichsweise fett in der Hand. Das Halsprofil würde ein Gibson-Fan mit „1959er Profil“ bezeichnen. Einige bevorzugen auf SGs (und ihren Kopien) etwas flachere Hälse, aber mir gefällt’s; und für den Klang und das Sustain ist ein dickerer Hals auch gut.

Die Bespielbarkeit der DC-60 Junior ist Dank der guten Bundierung und brauchbaren Werkseinstellung „schnell“ und bequem.

Ein Minus erhält diese Gitarre aber doch von mir:

Durch einen marginal größeren Halswinkel ist der Tonabnehmer doch sehr weit von den Saiten entfernt (s. Bild weiter oben), was zu einem sehr dünnen und vergleichsweise leisen Output führt.

Ich habe, nachdem ich die Bilder für diesen Test gemacht hatte, den P-90 mit speziellen Unterlegern – sogenannten Shims – um 3,5 mm angehoben. Man bekommt solche Dogear-Shims im Fachhandel (z. B. Thomann), und der Einbau ist auch für Laien sehr einfach:

Man lockert (oder entfernt) zuerst die Saiten. Danach schraubt man den Tonabnehmer samt Kappe ab. Der Tonabnehmer wird dann durch den (oder die) Shim-Unterleger hindurch „gefädelt“, und zum Schluss wird der ganze Packen wieder an die Gitarre geschraubt.

Zumindest bei meiner DC-60 Junior waren die Schrauben für den P-90 sehr kurz, weshalb ich nach dem „Hochlegen“ längere Schrauben gleicher Dicke benutzen musste.

Wir hatten durch Zufall im Musikladen, in dem ich arbeite, eine echte 1964er Gibson SG TV (also eine weiße „Junior“) für ca. eine Woche zum Verkauf. Von der Bespielbarkeit war das Original etwas anders als die Billigkopie, weil die TV ein niedrigeres Halsprofil und flachere Bünde hatte. Klanglich allerdings kamen sich das Original und die Billigklampfe erstaunlich nahe – Dynamik, Biss und Wärme in perfekter Balance.

Im Fall der Harley Benton DC-60 Junior scheint die Gleichung „billig = gut“ aufzugehen.

Für sehr wenig Geld bietet einem die DC-60 Junior erstaunlich viel vom echten Charakter einer Gibson SG Junior. Der Klang und die Bespielbarkeit dieser Harley Benton geht absolut in Ordnung. Super!

Testbericht: Gretsch Streamliner G2420T Hollow Body

Gretsch Streamliner G2420T – label

Gretsch Guitars haben kürzlich ihre neue Streamliner-Serie vorgestellt, die preislich unterhalb der Electromatic-Serie angesiedelt ist.

Momentan gibt es drei Grundmodelle in der neuen Serie:

Die G2622 Streamliner Center Block (gibt es auch linkshändig) ist eine Semiakustikgitarre mit einem durchgehenden Mittelblock, deren Styling an eine Country Gentleman Doublecut aus den Sechzigern erinnert. Die G2655 Streamliner Center Block hat ein ähnliches Design, aber mit einem größenmäßig abgespeckten Korpus. Unsere Testgitarre, die G2420 Streamliner Hollow Body, ist wiederum eine ausgewachsene Vollresonanzgitarre, die stark an Gretschs legendäre 6120 Hollow Body angelehnt ist.

Alle drei Modelle gibt es auch als T-Versionen mit Bigsby Lightning Vibratos. Die Streamliner-Serie wird in Handarbeit in Indonesien gefertigt.

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Gretsch Streamliner G2420T – full front from PS LRG

Die Gretsch Streamliner G2420T Hollow Body (ungefährer Preis ca. 550 €) sieht wesentlich teurer aus, als sie es tatsächlich ist.

Das Vibrato-Modell G2420T gibt es derzeit in Burgundy Red oder in Gold-Metallic, das Grundmodell (mit lyraförmigem Saitenhalter) bekommt man nur in dunklem Sunburst.

Gretsch Streamliner G2420T – back beauty

Der vollakustische Korpus der G2420T wird aus gepresstem Ahorn-Sperrholz hergestellt. Die Decke ist, in traditioneller Gretsch-Manier, mit zwei parallelen Holzstreben versteift (engl. parallel bracing).

Der Hals ist aus Nato – einem asiatischen Holz, welches vom Aussehen her an Mahagoni erinnert – und in der Korpus eingeleimt.

Gretsch Streamliner G2420T – headstock

Die Streamliner Hollow Body macht optisch richtig was her – zusätzlich zum Binding am Korpus, gibt’s auch ein eingefasstes Griffbrett und Binding an der eleganten Kopfplatte.

Gretsch Streamliner G2420T – tuners

Die neue Gretsch wartet mit einem qualitativ hochwertigem Satz verkapselter Stimmmechaniken auf.

Gretsch Streamliner G2420T – fretboard

Die Bundierung ist sehr sauber ausgeführt. Das Streamliner-Modell hat vintage-mäßige, kleine Bünde. Die Griffbretteinlagen der G2420T sind große Rechtecke aus Perloid.

Gretsch Streamliner G2420T – Bigsby B60

Die günstigere Lightning-Serie von Bigsby wird unter Lizenz in Asien hergestellt. Das Bigsby B60 ist speziell für den Gebrauch auf Jazzgitarren mit tiefem Korpus gedacht.

Gretsch Streamliner G2420T – Adjustomatic bridge

Die Adjusto-matic-Brücke dieser Streamliner-Gitarre wirkt auf den ersten Blick wie eine traditionelle, also freistehende Brücke. Gretsch macht uns Gitarristen aber das Leben einfacher, weil diese Brücke gegen unbeabsichtigtes Verschieben gesichert ist. Die zur Höhenverstellung benötigten Gewindestangen ragen nämlich unter dem Palisanderfuß heraus, und greifen in in den Korpus gebohrte passende Vertiefungen. So kann weder im Eifer des Gefechts auf der Bühne, noch beim Saitenwechsel etwas verrutschen.

Gretsch Streamliner G2420T – Broad'Tron pickups

Der deutlichste Unterschied zwischen der Streamliner G2420T und ähnlichen Modellen aus den Electromatic- und Pro-Modellreihen findet sich in den Tonabnehmern:

Abhängig vom Modelltyp, finden sich auf einer Gretsch Pro G6120 Hollow Body entweder DeArmond Dynasonic Einspuler, Gretsch Filter’Tron Humbucker oder ähnliche Tonabnehmer aus dem Angebot von Tonabnehmerspezialist TV Jones. Neuere Electromatic G5420 Modelle sind mit Gretsch Black Top Filter’Tron Tonabnehmern ausgestattet, die asiatische Lizenzkopien der Originale sind.

Die neuen Streamliner-Gitarren stellen einen neuen Tonabnehmer-Typ vor, den Gretsch Broad’Tron Humbucker. Die Broad’Tron Pickups haben – anders als Filter’Trons – die volle Humbucker-Größe, und einen Sound, der einen Zwischenweg zwischen der Wärme von herkömmlichen PAF-artigen Zweispulern und dem Biss von Filter’Trons gehen soll.

Gretsch Streamliner G2420T – controls

Die Anordnung der Regler auf der G2420T ist typisch Gretsch:

Unterhalb des F-Lochs finden sich je ein Volumenregler pro Tonabnehmer, sowie eine gemeinsame Klangblende. Dazu gibt es noch einen Master Volume Regler beim Cutaway.

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Gretsch Streamliner G2420T – body beauty 2

Ich kann nur noch einmal betonen, das mich die Verarbeitung dieser günstigen Gretsch wirklich voll überzeugt hat! Dabei handelte es sich nicht um ein vom nordischen Vertrieb (Fender Scandinavia) bereitgestelltes (und „getuntes“) Testinstrument, sondern um eine Gitarre, die ich selbst direkt im Laden von der Wand genommen habe (vielen Dank an DLX Music Helsinki).

Die Gretsch G2420T Streamliner Hollow Body ist sehr sauber verarbeitet, und gibt einem keinen Anlass zu irgendwelchen Beanstandungen (besonders in Anbetracht des musikerfreundlichen Preises). Die saubere Bundierung bildet die Basis für die flotte Bespielbarkeit dieses Instruments.

Aus irgendeinem Grund nennt Gretsch diese Halsprofil „Thin U“; ich würde eher von einem satten D mit leicht abgeflachtem Rücken sprechen.

Das Bigsby B60 läuft butterweich und hält die Stimmung bei „normaler“ Benutzung recht gut (ein Bigsby ist eigentlich nie eine gute Wahl für Leute mit „goldenem Gehör“). Da ein Bigsby B6/B60 ohne die zusätzliche Umlenkrolle der anderen Bigsby-Vibratos auskommt, spricht das B60 leichter an und ist (in positiver Hinsicht) direkter im Gebrauch. Man bekommt hier also mit sehr wenig „Aufwand“ das legendäre Bigsby-Schimmern geboten.

Der unverstärkte Klang der Streamliner Hollow Body ist typisch für „Jazzmütter“ aus gesperrtem Ahorn – sehr offen, mittenbetont und trocken.

Meiner Meinung nach geht Gretschs Konzept, die Streamliner-Serie mithilfe der Broad’Trons stärker in den Mainstream zu rücken, voll auf. Nein, von den Broad’Trons kann man nicht den perlig-krispen, manchmal auch schneidenden Ton von Filter’Tron Pickups erwarten, aber es finden sich hier dennoch genügend schmatzende Präsenzen für einen gretschigen Sound.

Dank des „breiteren“ Klangs der Tonabnehmer, kann man die Gretsch G2420T auch sehr gut als traditionelle Jazzgitarre einsetzen, über die sonst übliche reine Country- und Rockabilly-Schiene hinaus. Dieser Clip fängt mit dem Hals-TA an:

Die Streamliner Hollow Body macht auch bei leichter Zerre eine gute Figur. Das Verhältnis zwischen Bassregister und Diskant ist bei der G2420T angenehm ausgewogen, und die Ansprache der Gitarre knackig-direkt (was typisch für eine Vollresonanzgitarre ist).

High-Gain-Distortion und/oder extreme Schalldrücke auf der Bühne führen aber – früher oder später – unabdinglich zu jaulendem Feedback. Die ist aber keine Macke, sondern eher eine eingebaute Eigenschaft von Gitarren dieser Art; und in dieser Hinsicht ist die Streamliner Hollow Body auch nicht „problematischer“ als andere Instrumente des gleichen Typs.

Auch das Zerrsound-Beispiel wurde mit einem Blackstar HT-1R Röhrenkombo aufgenommen:

Hier noch die Audiospur vom Youtube-Video. Die Gitarrenspuren wurden hier mit den Amp-Plugins von Apples Garageband aufgenommen. Die Sologitarre benutzt den Brücken-TA, während die Rhythmusgitarren beide Pickups (linker Kanal) oder den Hals-TA (rechter Kanal) benutzen:

Gretsch Streamliner G2420T – body beauty 1c

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Gretsch Streamliner G2420T – beauty shot

Meiner Meinung nach ist die Gretsch Streamliner G2420T Hollow Body eine der besten „vollfetten“ Archtopgitarren dieser Preisklasse – vielleicht sogar die Beste! Wir haben es hier mit einem überraschend hochwertigen Instrument zu tun, welches einem mehr bietet als man bei dem Preis erwartet.

Wenn du den „echten Gretsch-Sound“ ohne Abstriche suchst, würde ich dennoch empfehlen, sich an die (deutlich teurere) Electromatic-Serie mit ihren Filter’Tron Pickups zu halten. Die haben einfach den richtigen Biss.

Eines der Hauptziele der Streamliner-Serie ist aber, Gretsch-Gitarren einem breiteren (und jüngeren) Publikum schmackhaft zu machen, und da haben die fetteren Broad’Tron Tonabnehmer einfach die Nase vorn!

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Gretsch Streamliner G2420T Hollow Body

Preis ca. 550 €

Hersteller: Gretsch Guitars

Ich möchte mich herzlich bei DLX Music Helsinki für die Bereitstellung der Testgitarre bedanken!

Pluspunkte:

+ Preis-Leistungs-Verhältnis

+ Verarbeitung

+ Bundierung

+ gesicherte Brücke (s. Artikel)

+ Bigsby B60

+ Sound

Testbericht: J. Leachim Jazzcaster

JLeachim 2

J Leachim Jazzcaster – beauty shot – black

Die Gitarrenmarke J. Leachim Guitars ist so etwas, wie Finnlands Antwort auf Nash Guitars aus den USA. Genau wie Nash, baut man bei J. Leachim die Gitarren nicht „aus dem rohen Holz“, sondern benutzt qualitativ hochwertige, unlackierte Bodies und Hälse von Drittanbietern. J. Leachims Stärke liegt in ungewöhnlichen Kombinationen von Features, sowie besonders auf den Gebieten Lackierung und künstliche Alterung (dem sogenannten Relicing).

DerGitarrenblog.com hat jetzt von J. Leachims Chef, Jan Merivirta, ein Exemplar der neuen Jazzcaster zum Test bekommen. Dies ist das erste reguläre Modell der Firma, welches serienmäßig mit einem unzerkratzten NOS-Finish hergestellt wird.

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J Leachim Jazzcaster – full front – final med

Die J. Leachim Guitars Jazzcaster (Preis ab ca. 1.300 €; Koffer inkl.) ist ein anregender Mix aus verschiedenen Gitarrenklassikern:

Der Telecaster-artige Hals der Jazzcaster kommt aus dem Sortiment der Firma Northwest Guitars. Der Ahornhals hat einen modernen Griffbrettradius von 9,5 Zoll und Jumbobünde.

Der extrem leichte Eschekorpus kommt aus dem Hause Guitarbuild. Bei J. Leachim hat man die notwendigen Fräsarbeiten für die FilterTron-Kopien sauber ausgeführt.

J Leachim Jazzcaster – neck joint

Bei J. Leachim Guitars weiß man offensichtlich mit Nitrolack richtig umzugehen:

Das glänzende Finish vom Korpus ist hauchdünn, und der Surf Green-Farbton eine wahre Augenweide. Die Halsrückseite ist auf moderne Art mit einer dünnen Schicht Mattlack überzogen worden.

J Leachim Jazzcaster – headstock

Die Bundierung ist erste Sahne. Auf dem Palisandergriffbret befinden sich 21 Jumbobünde.

Für den Sattel hat man bei der Jazzcaster echten Rinderknochn verwendet. Einige Gitarristen werden vielleicht die etwas kantigen Seiten des Sattels bemängeln, aber mich stören sie nicht. Im Endeffekt geht es hier nur um Kosmetik…

J Leachim Jazzcaster – tuners

Die Kluson-Kopien auf dieser J. Leachim sind nur ganz leicht künstlich „gealtert“ (also nicht hochglänzend).

J Leachim Jazzcaster – bridge

Sowohl das Vibrato, als auch die Brücke der Jazzcaster, kommen von WD Music:

Das Vibrato ist eine moderne Version des Fender Jazzmaster/Jaguar-Vibratos, bei der auf den originalen Sperrmechanismus verzichtet worden ist. Die gilt vielen Gitarristen nicht als Manko, denn der Sperrmechanismus der Originals hat eine Tendenz hörbar mit zu vibrieren, und ist auch schwer korrekt einzustellen.

Auch die originale Brücke der Jazzmaster und der Jaguar treibt viele Gitarristen an den Rand der Verzweiflung. Bei dem Brückendesign hat jeder Brückenreiter zwei winzige Madenschrauben zur individuellen Einstellung der Saitenhöhe. Mit den fetten, geschliffenen (013er) Saiten aus den späten Fünfzigern war das kein Problem, aber bei modernen 010er und 009er Sätzen lockern sich die Höhenverstellschrauben oft von selbst. Die Folge: Die Saitenlage ist im A*sch und die Saitenreiter fangen an laut zu rasseln – nicht gut!

Dies ist der Grund, warum viele Custom-Schmieden – wie z. B. J. Leachim – das Jazzmaster-Vibrato mit einer Fender Mustang-Brücke kombinieren. Die Mustang-Brücke ist ähnlich aufgebaut, hat aber eine feste Staffelung der Saitenhöhe (folgt der Griffbrettkrümmung) mit massiven, unterschiedlich dicken Brückenreitern. Hier kann sich also nichts lösen, und folglich kann auch nichts klappern und scheppern.

J Leachim Jazzcaster – pickups

Gretsch Filtertron-Tonabnehmer (und Kopien) sind momentan wieder voll im Trend.

Die J. Leachim Jazzcaster ist mit zwei TV Jones-Tonabnehmern ausgerüstet – in der Halsposition findet sich ein vintage-artiger TV Classic, während der PowerTron beim Steg schon deutlich mehr Gas geben kann.

J Leachim Jazzcaster – controls

Der Kunde, der diese Jazzcaster bestellt hat, wollte eine umgekehrt funktionierende Tonblende haben. Beim „Aufdrehen“ wird der Klang höhenärmer.

J. Leachim Guitars schwören bei allen ihren Gitarren auf Stereobuchsen, weil diese den Klinkenstecker fester „im Griff“ haben, und weil man die zweite Feder zur doppelten Sicherung des Erdungskontakts benutzen kann.

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J Leachim Jazzcaster – body beauty 2

Ich finde die Kombination aus Fender-Features und Gretsch-Sound, die die J. Leachim Jazzcaster einem bietet, wirklich äußerst gelungen. Dank dem butterweichen Vibratosystem kommt die JLG Jazzcaster dabei deutlich offener rüber, als es z. B. die meisten Cabronita Teles tun.

Die Jazzcaster spielt sich wirklich klasse, solange man mit den Kompromissen, die einem das Jazzmaster/Jaguar-Vibrato diktiert, leben kann.

Wenn man einen modernen, weichen Saitensatz benutzt, kann es schon mal vorkommen, dass einem bei kräftigem Saitenziehen die hohe e-Saite aus der Rille springt. Das ist weniger ein echter Fehler, als vielmehr eine historisch bedingte „Eigenschaft“ dieses Vibratotyps, bei dem der Winkel der Saiten über dem Steg (und somit der Saitendruck) recht flach ausfällt. Mit den dicken, geschliffenen Saiten, die man in den Fünfzigern benutzt hat, war der geringe Saitendruck auf der Brücke kein Problem. Wenn man aber mit einem 010er Satz fette Bluesbendings spielen will, sollte man sich schon eine spezielle Zusatzrolle gönnen – das schont die Nerven!

Meine einzige Kritik an der Testgitarre ist, dass die Tonblende hier eher nach dem Hauruck-Verfahren funktioniert. Erst passiert ganz lange nichts, dann ist – plötzlich – der Klangregler ganz zu.

Die Jazzcaster hat einen sehr schönen akustischen Klang mit einem glockigen Attack, sowie einem offenen, aber zugleich strammen, Ton.

Die FilterTron-artigen Tonabnehmer von TV Jones genießen nicht umsonst einen guten Ruf – auch hier machen sie eine tolle Figur. Der Klang hat einen drahtigen Twäng, ohne das die TV Jones-Tonabnehmer je schrill oder kratzig daherkämen. Der Zusatzbonus: Im Gegensatz zu originalen Fender Jazzmaster-Pickups, die mit Gibsons P-90-Einspulern verwandt sind, sind die TV Jones-Tonabnehmer brummfreie Humbucker.

Dieser Clip führt die klaren Cleansounds der J. Leachim Jazzcaster vor (wir beginnen mit dem Hals-TA):

Im Zerrkanal wartet die Jazzcaster mit rotzig-frechen, kompakten und aggressiven Sounds auf, die wie die Faust aufs Auge passen, wenn man auf klassische Rock-Zerrsounds aus den 1970ern steht. Nicht umsonst schwör(t)en Legenden, wie Pete Townshend von den Who (der Gretsch-Gitarren gerne im Studio eingesetzt hat) und Malcom Young (ex-AC/DC) auf den raubeinigen Sound von FilterTrons:

Hier noch die Audiospur des YouTube-Videos – „Seabird Flavour (Homage to Peter Green)“:

Hier hört man drei Rhythmusgitarren – linker Kanal (Hals-TA), Stereomitte (Hals-TA), und rechter Kanal (beide TA) – sowie den Leadpart, bei dem beide Tonabnehmer (und der Wimmerhaken) zum Einsatz kommen.

J Leachim Jazzcaster – body beauty

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J Leachim Jazzcaster – beauty shot 2

Ich finde die J. Leachim Jazzcaster wirklich toll; sie sieht gut aus, ist qualitativ hochwertig, spielt sich sehr angenehm, und klingt – trotz der starken Fender-Anleihen – doch wie sie selbst. Die Jazzcaster ist, obwohl der Name darauf hindeutet, nicht nur etwas für Jazzer oder Country-Gitarristen, rocken tut sie auch!

Auf jeden Fall sollte man diesen finnischen Hersteller im Auge behalten, wenn man auf coole Gitarren abfährt!

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J. Leachim Guitars Jazzcaster

Preise ab 1.300 € (mit Koffer)

Kontakt: J. Leachim Music

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Plus:

+ Verarbeitung

+ Finish

+ Bespielbarkeit

+ butterweiches Vibrato

+ Sound

Minus:

– geringer Saitendruck auf der Brücke (siehe Testbericht)

kurzer Regelweg des Klang-Potis

Videoclip: Music Man John Petrucci Majesty

Die Music Man Majesty ist eine E-Gitarre mit durchgehendem Hals und Aktivelektronik. Die Majesty hat Klemmmechaniken von Schaller und ein schwebendes Vibrato von Music Man mit eingebauten Piezoelementen. Die magnetischen Tonabnehmer sind DiMarzio Illuminators. Die aktive Elektronik bietet einen integrierten Signalbooster für die magnetischen Tonabnehmer (Schalter im Lautstärkepoti), Coil-Tap (Schalter im Klangpoti), und die Möglichkeit die Ausgangsbuchse auch in „stereo“ zu betreiben (Schalter im Piezopoti), und so das Piezosignal und das magnetische Signal zu zwei verschiedenen Verstärkern zu leiten.

Music Man Majesty – beauty shot 2

Videoclip: J. Leachim Jazzcaster

Kontakt: J. Leachim Music

J. Leachim ist eine finnische Gitarrenmarke, die auf Fender-inspirierte Gitarren und Bässe, häufig mit Relic-Finishes, spezialisiert ist.

Die J. Leachim Jazzcaster ist eine interessante Mischung aus verschiedenen Designelementen:
Das Modell hat einen Eschekorpus im Jazzmaster-Look, einen modernen Telecaster-Hals, und ist mit zwei Filtertron-Humbuckern der Firma TV Jones bestückt (Hals: TV Classic; Brücke: PowerTron).

Videoclip: ESP USA Eclipse

Die ESP USA Eclipse wird (in sehr kleiner Stückzahl) in Handarbeit im kalifornischen ESP Custom Shop hergestellt.

Der Mahagonihals ist halb durchgehend [!] und hat ein eingefasstes Ebenholzgriffbrett. Der Mahagonikorpus trägt eine gewölbte Ahorndecke. Die ESP USA Eclipse ist mit zwei Seymour Duncan Alnico II Pro -Humbuckern bestückt, die man mithilfe des Push-Pull-Schalters im Tone-Poti auch splitten kann.

Testbericht – Tokai SG-92

Tokai SG-75 – body angle

Die Tokai Guitars SG-92 (bis vor Kurzem noch als SG-75 erhältlich) ist das Topmodell unter den Gibson SG -Kopien der Firma – eine japanische Edelversion des US-amerikanische Originals aus den frühen Sechzigern.

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Tokai SG-75 – full front horizontal

Die Tokai SG-92 (Preis in Finnland z. Zt.: 729 €) basiert auf der Gibson SG, die ihrerseits im Jahr 1961 als die „neue“ Les Paul Standard vorgestellt worden war. Die originale Les Paul -Serie verkaufte sich immer schlechter, weshalb der damalige Chef von Gibson, Ted McCarty, veranlasste die Modellreihe gründlich zu überarbeiten. Ziel war es, eine leichtere und komfortablere Gitarre zu kreieren.

Les Paul selbst mochte „seine“ neue Gitarre nicht, und erneuerte seinen Endorser-Vertrag mit Gibson nicht, was 1963 zur Umbenennung der neuen Gitarre als Gibson SG führte.

Tokai SG-75 – full back angle

Die Tokai SG-92 ist eine originalgetreue Version dieses E-Gitarren-Klassikers, mit einer sehr großen Liebe zum Detail.

Der Korpus ist aus zwei Teilen Mahagoni mittig so genau verleimt, dass man die Leimnaht nur mit der Lupe findet. Das durchscheinende kirschrote Finish unterstreicht die Kurven dieses Instruments, und gibt den Blick auf die schöne Holzmaserung frei.

Tokai SG-75 – headstock

Tokai SG-75 – tuners

Hochwertige Kopien der originalen Kluson Tulip -Stimmmechaniken kommen bei der Tokai SG-92 zum Einsatz.

Tokai SG-75 – fretboard

Das in cremeweiß eingefasste Palisandergriffbrett trägt die traditionellen trapezförmigen Einlagen. Die Qualität der Bundierung ist beeindruckend.

Tokai SG-75 – neck joint

Originale SGs aus verschiedenen Jahrgängen und/oder Modellreihen weisen unterschiedliche Halsübergänge auf. Bei der Tokai SG-92 sitzt der Halsübergang am letzten Bund, dem 22. Diese Art den Hals einzuleimen gibt der Greifhand uneingeschränkten Zugang zu den höchsten Bünden, was allerdings etwas auf Kosten der Stabilität geht. Wer sich eine SG leistet, sollte sich unbedingt auch Straplocks, einen guten Gitarrenständer und einen stabilen Koffer zulegen.

Tokai SG-75 – body angle 2

Auch was die Tonabnehmer-, Regler- und Hardware-Ausstattung angeht ist die Tokai eine echte SG.

Tokai SG-75 – tuneomatic

Die Brücke ist eine moderne Version der Tune-o-matic, die glücklicherweise ohne die (oft scheppernde) Metallfeder auskommt. Hier sind die Brückenreiter vernünftig im Brückengehäuse verankert. Alte Tune-o-matics aus den 1960ern haben einen langen Metalldraht, der die Reiter, im Falle einer gerissenen Saite, am Platz halten soll.

Tokai SG-75 – pickups

Die beiden Humbucker sitzen bei den meisten SGs, im Vergleich zur Les Paul, leicht versetzt:

Der Halstonabnehmer sitzt ca. zwei Zentimeter dichter an der Brücke, um den SG-Halsansatz nicht weiter zu schwächen. Damit der Klang des Brückentonabnehmers sich möglichst stark von dem des Halshumbuckers unterscheidet, wurde der Brücken-TA auch einige Millimeter in Richtung Brücke versetzt.

Tokai SG-75 – controls

So sieht das „Armaturenbrett“ bei einer richtigen SG aus – der Kippschalter, die vier Regler (2 x Volumen, 2 x Klang) und die Ausgangsbuchse sitzen ganz dicht beieinander am unteren Rand des Korpus.

Man sollte seine SG möglichst mit einem Kabel mit Winkelstecker benutzen, weil der Winkelstecker eine geringere Hebelwirkung auf die Buchse (und das Mahagoni drumherum) ausübt.

Tokai SG-75 – control cavity

Saubere Qualitätsarbeit auch im Inneren – super!

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Tokai SG-75 – full vertical Tokai SG-75 – full back vertical

Echte Gibson SGs aus den Sechzigern haben meistens recht dünne Halsprofile, und ab ca. 1966/67 auch schmälere Hälse. Einige Gitarristen, so zum Beispiel Angus Young (AC/DC), stehen auf gerade diese Halsform, während andere doch eher etwas mehr „Fleisch“ vorziehen.

Glücklicherweise hat man sich bei Tokai auf einen stimmigen Kompromiss verständigt: Der Hals der SG-92 hat ein sehr angenehmes D-Profil, welches nur ein wenig muskulöser ist als Gibsons typisches 60er Profil.

Meiner Meinung nach lässt sich ein etwas dickerer Hals vor allem besser spielen, aber außerdem bekommt man durch zusätzliches Holz auch einen fetteren Ton, besonders bei SGs, bei denen der lange, freistehende Hals oft etwas vom Sustain absorbiert.

Die extrem leichte Test-Tokai verdeutlicht die klanglichen Unterschiede zwischen einer SG-artigen Gitarren und einer Les Paul sehr gut. Ohne Verstärker gespielt klingt eine gute SG einfach deutlich offener und lebhafter, mit anmutig singenden Mitten und disziplinierten Bässen. Die SG-92 hat ein sehr lebendiges Klangbild und ist in der Dynamik äußerst nuanciert.

Die tollen Tokai PAF-Vintage Mk3 -Tonabnehmer sind wie gemacht für die SG-92: Ihr vintage-artiger Sound, sowie die gemäßigte Ausgangsleistung dieser Zweispuler, sorgen für einen frischen und dynamischen verstärkten Klang, ohne verschnupfte Mitten.

Die Platzierung beider Tonabnehmer, nämlich näher zur Brücke, unterstreicht dabei noch den helleren Grundklang der SG (gegenüber einer Les Paul). Der Hals-TA der Tokai SG-92 läuft nie Gefahr matschig zu wabern, sondern kling klar und rein, und der knackig-drahtige Brückenhumbucker macht diese SG sogar zu einer guten Wahl für Country-Picker.

Hier ist ein Klangbeispiel mit cleanen Sounds:

So klingt die Tokai im verzerrten Kanal:

Hier ist die Tonspur des You Tube -Videos:

Tokai SG-75 – full beauty 2

Die Tokai SG-92 ist ohne Zweifel die beste Gitarre im SG-Stil, die ich bisher spielen durfte. Diese Tokai ist ein Paradebeispiel für ein unschlagbares Preis-Leistungsverhältnis.

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Tokai SG-92

Preis in Finnland z. Zt.: 729 €

Finnischer Vertrieb: Musamailma

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Plus:

+ Preis-Leistungsverhältnis

+ Verarbeitungsqualität

+ Halsprofil

+ Tonabnehmer

+ Bespielbarkeit

+ Sound

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Tokai SG-75 – full beauty

Testbericht – Vuorensaku T-Style Custom

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Vuorensaku T headstock – preview – mid

Vuorensaku ist eine Instrumentenmarke aus Jyväskylä in Finnland. Dahinter steckt Saku Vuori, ein gelernter Gitarrenbauer und Kunsthandwerker, der Gitarren (und Saiteninstrumente) aller Art baut. Vuorensaku stellt auch edle, handgewickelte Gitarrentonabanehmer her.

Vuorensaku steht für Customgitarren im ursprünglichen Sinn: Saku Vuori hat keine festen Modelle, sondern baut seine Instrumente nach den Wünschen und Bedürfnissen seiner Kunden.

Saku Vuori ist Mitglied im eingetragenen Verein The Guild of Finnish Luthiers.

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Vuorensaku T-Style – full front – bgr

Saku hat uns eine seiner neuesten Kreationen zum Test geschickt – eine super-coole Solidbody, die wie eine Mischung aus einer Fender Telecaster Deluxe (aus den Siebzigern) und einer Gibson ES-5 Switchmaster (aus den Fünfzigern) aussieht. Ich gebe dem Kind mal den Namen „Vuorensaku T-Style Custom“.

Vuorensaku T-Style – full back – bgr

Die T-Style Custom ist aus traditionellen Tonhölzern gefertigt:

Der Schraubhals besteht aus kanadischem Ahorn, und hat ein schokoladenbraunes Palisandergriffbrett. Der (eingefasste) Korpus setzt sich aus zwei Teilen afrikanischem Mahagonis zusammen. Die (in der Mitte verlaufende) Leimfuge ist praktisch unsichtbar – saubere Arbeit, also!

Vuorensaku T-Style – headstock – bgr

Der Sattel der Vuorensaku ist aus echtem Elchknochen geschnitzt.

Das Griffbrett hat einen modernen Radius (9,5 Zoll) und ist mit 21 mittelgroßen Stahlbünden bestückt.

Vuorensaku T-Style – tuners – bgr

Die modernen Kluson Deluxe -Stimmmechaniken der T-Style Custom sehen zwar aus wie Vintage-Wirbel, funktionieren aber deutlich sahniger und genauer, als ihre Vorfahren aus den Fünfzigern.

Vuorensaku T-Style – back beauty – bgr

Die traditionelle Fender-typische Halsbefestigung ist präzise ausgeführt.

Dank ihres dünnen Satinfinishs (Nitrolack) verbreitet die T-Style Custom mehr als nur einen Hauch von Luxus. Dies ist ein Instrument, welches man gerne in der Hand hat, gerne spielt, aber auch gerne einfach nur ansieht.

Vuorensaku T-Style – bridge

Klusons fantastische Half-Size Tele-Brücke ermöglicht es, die klassische Telecaster-Brücke auch auf anderen Instrumenten und/oder mit anderen Brückentonabnehmern einzusetzen.

Für viele Gitarristen ist die („uralte“) Drei-Reiter-Brücke mit den Messingreitern immer noch die am besten klingende Brücke aller Zeiten. Die Reiter sitzen übrigens absichtlich schräg zu den Intonationsschrauben, um ein einfacheres Einstellen der Oktavreinheit zu ermöglichen.

Vuorensaku T-Style – pickups 1 – bgr

Vuorensakus Kunde wollte auf seiner Traum-E-Gitarre drei Tonabnehmer im Dog Ear -Look. Ein anderer finnischer Hersteller, Rautia Guitars aus Joensuu, stellt genau so ein Tonabnehmer-Set her.

Veijo Rautias Dog Ear -Set besteht aus zwei splitbaren Humbuckern (Hals- und Brückenposition), sowie einem P-90-Einspuler für die Mittelposition.

Vuorensaku T-Style – controls – bgr

Die Kontrollplatte ist hier absichtlich „verkehrt herum“ angebaut, damit man beim Spielen leichter an den Lautstärkeregler kommt.

Vuorensaku T-Style – electronics – bgr

Saku Vuori hat es tatsächlich geschafft, alle Bauteile in der engen Vintage-Fräsung unter zu bringen!

Im Volumenpoti ist auch der Push/Pull-Schalter für den Humbucker-Split eingebaut. Der Fünfwegschalter funktioniert bei der Vuorensaku genau wie bei einer Strat. Wie man auf diesem Bild unschwer erkennen kann ist die Verarbeitung sehr sauber und die Qualität der Komponenten hoch.

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Vuorensaku T-Style – beauty 2 – bgr

Die Vuorensaku T-Style Custom ist ein Wahnsinnsteil! Sie ist äußerst sauber verarbeitet und spielt sich wie warme Butter. Handgemachte Edelinstrumente, wie diese T-Style Custom, haben immer dieses „gewisse Etwas“, mit dem die meisten massenproduzierten Gitarren einfach nicht aufwarten können.

Die T-Style Custom ist ein sehr leichtes Instrument. Mit einem schmalen und rutschigen Nylongurt lässt sich sogar ein Hauch von Zug am Gurt feststellen, aber ein ordentlicher Ledergurt hält diese Gitarre in perfekter Balance.

Das fette C-Profil dieses Vuorensaku-Halses ist voll nach meinem Geschmack! Der stimmige Mix aus fettem Hals, modernem Griffbrettradius und super abgerichteten Bünden lässt die Fingerchen nur so flitzen. Die Bespielbarkeit war mit einem 010er Satz perfekt (tiefes E: 2,1 mm/hohes e: 1.5 mm).

Unverstärkt kling die Vuorensaku T-Style Custom stark nach einer Vorzeige-Telecaster, was ja kein Wunder ist.

Über einen Verstärker gespielt, hat die Vuorensaku allerdings einen ganz persönlichen Sound, der vom Standard-Tele-Twang stark abweicht. Auch das ist nicht verwunderlich, denn die T-Style Custom hat ja ganz andere Tonabnehmer, sowie eine von der Tele abweichende Schaltung. Die drei Tonabnehmer, der Coil-Split und der Fünfwegschalter lassen einen aus sieben tollen Sounds aussuchen, die alle klanglich im Gebiet zwischen Fender und Gibson angesiedelt sind.

Einen ganz kleinen Kritikpunkt habe ich dann aber doch gefunden: Im Verhältnis zum Halshumbucker ist der Tonabnehmer an der Brücke ein wenig schwachbrüstig. Dies liegt aber nicht an einem Verarbeitungsfehler, sondern ist ein direktes Resultat der Dog Ear -Befestigung, welches einer Menge Gibson- und Epiphone-Usern bekannt sein dürfte. An einer Custom-Gitarre rumzumäkeln ist immer etwas riskant, denn es könnte ja sein, dass die Gitarre genau so bestellt worden ist. Trotzdem, wenn das meine Gitarre wäre, würde ich Saku bitten, den Brückentonabnehmer ein wenig (1,5-2 mm) zu unterfüttern, um ihn dichter an die Saiten zu bringen.

Klanglich überzeugt das Rautia Guitars Dog Ear -Set vollends. Die Humbucker sind keine ekligen Turbo-Tonabnehmer, sondern klingen dank ihres moderaten Outputs stets klar und sauber. Auch im Split-Modus machen die Rautia-Zweispuler eine sehr gute Figur. Sie mit einem herrlich ungehobelten P-90 zu kombinieren, ist ein Geniestreich!

Hier ist ein Audioclip mit den Humbuckern im Split-Modus (es geht mit dem Hals-TA los):

Hier ist ein ähnlicher Clip mit den „vollen“ Humbuckern:

Zum Abschluss noch die Tonspur vom You Tube -Video:

Vuorensaku T-Style – body beauty 1 – bgr

Mann, was für eine sagenhafte Gitarre! Die Vuorensaku T-Style Custom ist ein weiteres Beispiel für den hohen Standard der finnischen Gitarrenbaukunst. Schade, dass ich die Klampfe zurückgeben muss…

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Vuorensaku T-Style Custom

Preisklasse ca. 2.500 – 3.000 €

Mein Dank geht auch an den Promoter des Rockkaamo Festivals, Jani Savolainen, für das Ausleihen seiner Gitarre!

Plus:

+ Made in Finland

+ handgefertigt

+ Verarbeitung

+ Bespielbarkeit

+ Sound

Minus:

– Lautstärkebalance Hals- und Brücken-TA (s. Text)

Vuorensaku T-Style – body beauty 2 – bgr